„Unser Riwwelmaddhes“ Günter Körner steht hier zu Fuß seines Namensgebers, der mit einem Denkmal im Herrngarten geehrt wird. Das Fahrrad ist nicht zufällig auf dem Bild. Hatte der bekennende "Watzunger" Körner doch zu einem Ausflug auf zwei Rädern eingeladen. „Darmstadt im Spiegel seiner Denkmäler“ sollte per Fahrrad erkundet werden.
Eine gute Idee, zumal leichter Nieselregen zu Beginn der Tour potentielle Sonntagsspaziergänger zu Hause im Trockenen hielt, während sich ein Dutzend Aka-Mitglieder auf fast leeren Fuß- und Fahrradwegen abstrampelten und an jeder Ecke aufs Neue staunten, wie viele Besonderheiten ihrer Heimatstadt ihnen bisher gar nicht aufgefallen waren.
Die clever ausgetüftelte Tour enthielt touristische Highlights wie den langen Lui, aber auch verborgene Schätze, an denen die meisten bisher achtlos vorübergegangen waren. An jedem Haltepunkt gab es historische, künstlerische oder anekdotische Erklärungen des Denkmalführers – manchmal auch alle drei auf einmal. In zweieinhalb Stunden wurden ein paar Jahrhunderte Geschichte (und Geschichten) lebendig. Gern auch ab und zu in Mundart.
Ob Philipp der Großmütige, die Große Landgräfin Caroline, der junge Goethe im Kreis der Empfindsamen, die Ludwigs und Ludewigs, der vielseitige Chemiker Liebig, die Nachkommen der sittenstrengen Königin Victoria von England, die später auch noch Kaiserin von China wurde, der zumindest hier vor Ort unvergessene Niebergall, der geniale Büchner und der scharfsichtige Lichtenberg: Sie alle haben in Darmstadt einen Ort bekommen, der an sie erinnert. Mal pompös und überragend wie der lange Ludwig, mal etwas bescheidener und abseits vom City-Trubel. Und manchmal auch an Stellen, wo man schon sehr genau hinschauen muss.
Da prangt zum Beispiel an der Vorderfront des Landesmuseums ein Kopf – ohne Erklärung. Körner weiß Näheres. Das sei Philipp Handschuh, sagt er. Philipp who? Es war der Hausmeister des Museums, der 1944 unter schwierigsten Bedingungen zahlreiche Kunstwerke gerettet hat.
Da ist am Eingang des Alten Rathauses (heute Standesamt) ein Stück Stein herausgebrochen, ungefähr ein halber Meter. Das war ursprünglich eine „Elle“, also eine wichtige Maßeinheit. Das Original gibt es noch, es dümpelt in einem Keller vor sich hin und wäre doch für Schulkinder und andere ein anschauliches Objekt, wenn sie es denn in natura sehen könnten.
Es gibt Orte, wo der gefallenen Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs gedacht wird. Und es gibt Orte, die an die Opfer erinnern. An die von Deutschen ermordeten Sinti und Roma wird in einer Gedenkstätte vor dem Liebighaus und am Güterbahnhof gedacht. Für die ermordeten Juden wurde vor 10 Jahren auf dem Areal des Klinikum die Gedenkstätte Liberale Synagoge errichtet, nachdem Bauarbeiter Reste der ursprünglichen Synagoge dort gefunden hatten.
Darmstadt im Spiegel seiner Denkmäler – eine tolle Idee, auf wenigen Quadratkilometern viel zu erfahren über die Geschichte dieser Stadt. Absolut empfehlenswert auch für Schüler, Studenten, Besucher aus dem In- und Ausland und alle Menschen, die mal einen „Blick zurück“ werfen möchten.
Die Aka bedankt sich bei Günter Körner für diese Premiere und hofft auf eine Fortsetzung.
Text: hb
Bilder: Kurt Komp