Wie das Herz funktioniert und wann es notwendig ist, zur Regulierung des Herzschlags einen künstlichen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator zu implantieren, beschrieb Herr Dr. Küx, Facharzt am Kardiologischen Zentrum Darmstadt, anschaulich in seinem Vortrag bei der Aka 55plus.
Der Rhythmus des Herzens kann durch eine Vielfalt von Ursachen aus dem Takt geraten:
Ein Herzinfarkt, ein Herzklappenfehler, die Einnahme bestimmter Medikamente, Alkoholmißbrauch, eine Schilddrüsenerkrankung oder auch psychische Probleme können dafür verantwortlich sein. Nicht immer müssen Herzrhythmusstörungen behandelt werden; oft kann eine medikamentöse Therapie Abhilfe schaffen. In schweren Fällen jedoch ist die Implantation eines elektronischen Gerätes notwendig, damit die Betroffenen, weiterhin ein normales Leben führen können.
Die Impulse für die Pumpbewegung des Herzens gibt der Sinusknoten im Vorhof der rechten Herzkammer - vergleichbar etwa mit der Funktion der Zündkerze für den Motor. Die Frequenz von 60 – 100 Impulsen pro Minute ist über den Pulsschlag messbar. Zwischen dem Vorhof und Herzkammer ist der AV-Knoten, angesiedelt, der die Impulse in die Herzkammer weiterleitet, kranke Impulse abbremst und so für einen gleichmäßigen Rhythmus der Herztätigkeit sorgt.
Formen von Herzrhythmusstörungen treten auf, wenn der Sinusknoten unregelmäßige Impulse sendet oder zur Gänze ausfällt. Mit einer wesentlich geringeren Frequenz von 40 Impulsen pro Minute kann der AV-Knoten notfalls dessen Tätigkeit übernehmen
Von einem AV-Block spricht man, wenn der AV-Knoten die Sinusimpulse verzögert oder gar nicht weiterleitet. Sinusstillstand oder totaler AV-Block sind Indikationen für einen Herzschrittmacher.
Der erste Patient, dem ein Herzschrittmacher implantiert wurde, war der Schwede Arne Larsson im Jahre 1958. Das Gerät hatte die Größe einer Schuhcremedose und die Batterie musste jede Woche aufgeladen werden. Mittels eines Impulsgebers und eines Sensors, der in der rechten Herzkammer verankert war, wurde der Herzrhythmus auf eine bestimmte Frequenz eingestellt. Die Haltbarkeit des Gerätes war begrenzt, und als Larsson 2001 im Alter von 83 Jahren starb, hatte er 24 Herzschrittmacher verbraucht.
Heute ist die Implantation von Herzschrittmachern zu einer Routineoperation geworden. Sie dauert, wenn keine Komplikationen auftreten, etwa 40 Minuten. Mittels einer Videoaufnahme führte Dr.Küx die relativ unblutige Operation den interessierten Zuschauern vor.
2010 wurden allein in Deutschland 75 000 Herzschrittmacher implantiert. In der Regel werden Zweikammer-Herzschrittmacher verwendet. Je ein Sensor im Vorhof und in der Herzkammer dient der Stimulation und Überwachung der Herztätigkeit. Die Lebensdauer der Sensoren liegt inzwischen – je nach Belastung - bei etwa 10-15 Jahren.
Herzschwäche oder ein Herzinfarkt können die Ursache für das gefürchtete Kammerflimmern sein, ein Zustand, in dem zwar Impulse da sind, die Erregung sich aber in einem unkoordinierten Zucken des Herzens erschöpft. Die Pumpleistung wird eingestellt; es kommt zum Kreislaufstillstand.
Hier ist der Einsatz eines Defibrillators, der mittels einer Elektrode einen Elektroschock abgibt, der die Herztätigkeit wieder in geregelten Gang setzt, überlebensnotwendig.
Seit 1980 werden Defibrillatoren – auch vorbeugend bei Herzschwäche oder nach Infarkt - implantiert. Es sind Geräte mit einer komplexen Elektronik, die erkennen muss, wann ein milder Schock zur Regulierung einer Rhythmusstörung oder ein 830-Volt Schock zur Beendigung von Kammerflimmern erforderlich ist.
Wichtig ist es, so Dr. Küx, Patienten in die Entscheidung, ein elektronisches Gerät zur Unterstützung der Herzleistung einzusetzen, mit einzubeziehen, damit dieser Schritt als positive therapeutische Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität erfahren wird.
marwen