Dass Sigrid Geisen einen Erlebnisausflug sehr gut vorbereiten kann, war gewiss, aber sie (und wir) hatten auch noch Glück mit dem Wetter, so dass die im Programmheft geweckte Erwartung voll erfüllt wurde. Es war ein ereignisreicher, harmonischer Tag.
Freiburg und Darmstadt haben in einigen Punkten verwandte Stadtprofile, was die Besucher aus Darmstadt natürlich besonders aufmerksam werden ließ...
- Große Teile der Stadt (besonders die Altstadt) wurden im 2. Weltkrieg zerstört.
- Beides sind Uni- und Kongressstädte und haben „Grüne“ Oberbürgermeister.
- Beide Städte haben in jüngster Zeit enorm hohe Zuzüge zu verzeichnen.
- Beide haben unterschiedliche Erfahrungen mit ihren „Bächle“; während die Freiburger seit dem 13. Jh. das von der Dreisam abgeleitete Wasser zum Waschen und Löschen nutzbringend integriert haben, ist die Frage nach dem Darmbach in der Innenstadt noch ungelöst.
Unsere Stadtführung – in 2 Gruppen - begann nahe der Stadtmitte am Karlsplatz, entlang der Herrenstraße. Merkwürdig, kein einziges Geschäftshaus - - ? „Herren“ hießen früher die Geistlichen und so gehört eine Straßenseite heute noch dem Bistum. Zwischen anderen „Herren“ wohnt dort auch Herr Zollitzsch in einem sauberen, ordentlichen, schlichten Haus. Es sind wenige Schritte zum mit 116 m alles überragenden Münster, das zu 80 % im 2. Weltkrieges zerstört wurde. Das sehr kunstvoll mit rotem Sandstein wieder errichtete Münster besitzt vier Orgeln mit über 10.000 Orgelpfeifen und zahlreichen Kunstschätzen. Das eintürmige Gotteshaus war 1515 (zum ersten Mal) fertig gestellt. Es gilt seitdem als eine architektonische Berühmtheit von höchstem Rang. Der ständige Zustrom neuer Besucher raubt dem Gotteshaus zu Öffnungszeiten zwar jeden Gedanken an Besinnlichkeit oder Ruhe, aber auch flüchtige Eindrücke sind bereichernd.
Der Markt auf dem angrenzenden Münsterplatz wird vom montags bis samstags stark genutzt. Während die Einkäufer die Stände anlaufen, bestaunen kundige Touristen das prächtige dunkelrote Historische Kaufhaus mit seinen kunstvollen Giebeln. Wer zur Mittagspause kein Restaurant aufsuchen wollte, konnte jegliche Art Stärkung hier finden.
Zur großen Freude und als Attraktion für die täglich ankommenden Touristen ist die Freiburger Altstadt ganz nach den alten Bildern wieder aufgebaut worden, was diesem Stadtkern eine unverwechselbare starke Identität und Schönheit verleiht. Einen Teil der Sehenswürdigkeiten haben wir besichtigt und bewundert: die Alte Wache, das historische Schwabentor und das älteste deutsche, seit 700 Jahren durchgehend betriebene ‚Hotel zum roten Bären’. In der Konviktstraße, die ohne Zerstörung blieb, haben wir eines der urigen alten Gasthäuser, nämlich „ Englers Weinkrügle“ zur gemeinsamen abschließenden echt ‚Baadischen Veschper’ mit heimischen Wein etwas genauer kennen gelernt.
Dieser natürlich skizzenhaft kurze Erlebnisbericht soll mit zwei emotionalen, die Gruppe betreffenden Ereignissen abschließen. Bein Zusammentreffen beider Gruppen am Fuße des Schlossbergs fehlten zwei Männer, die den Treffpunkt anders verstanden hatten. Zwanzig Minuten später wurden die „verlorenen Söhne“ wieder am Halt der Bergstation gefunden. Sie waren vorausgefahren, was nicht alle Teilnehmer des Ausflugs gut fanden. Bei dem Höhenrundgang zeigte uns die Natur Erwartbares und Überraschendes: Die Ausblicke auf die Stadt, den südlichen Schwarzwald mit dem romantischen Dreisamtal, das später zum bizarren Höllental führt, kann man als Standards hinnehmen. Was aber ganz selten geschieht: Wir haben die dunkelhaarige Freiburger Loreley auf einer Felsmauer liegend, ganz nah gesehen.
wsw