Diese AKA-Gemeinde ist doch ein bildungshungriges Völkchen! Der Vortragsraum war schon 20 Minuten vor Beginn gerammelt voll; gut, dass im Hinterstübchen noch Stühle vorrätig waren. Ein verheißungsvoller Titel „Encante-Versunkene Zauberwelten Brasiliens“ hatte die Mitglieder herbeigelockt.

Die Ankündigung, dass es nun die berühmten BIG FIVE zu sehen gäbe, machte zunächst stutzig: Elefanten, Nashörner, Leoparden, Büffel und Löwen in Brasilien??? Nein, das war ein Scherz, Peter Wagener meinte die fünf Höhepunkte seiner Suche nach Encante, der Zauberwelt.

  1. Wer kennt nicht Rio de Janeiro? „Die schönste Stadt der Welt“ – was natürlich nur jemand beurteilen kann, der noch einige andere Riesenstädte kennt. Aber besonderen Reiz haben die Christusstatue auf dem Corcovado; die verbliebenen repräsentativen Paläste aus der portugiesischen Kolonialzeit; die Favelas, Wohnhäuschen der Armen, der Zugewanderten; die avenidas, ruas voll prallen Lebens; der wackeligen, jetzt leider stillgelegten Straßenbahn der Bonce – ach ja, die knackigen Popos der Wellness- und Schönheitssüchtigen an den weltberühmten Stränden Copacabana und Ipanema (und die allseits bekannte Kriminalität!)
  2. Ein bisschen schwindelfrei mussten die Zuschauer schon sein bei der Präsentation der Wasserfälle von Iguacu. Aus schwingenden Kurven formten sich Bilder der stürzenden Wasser. Eine raffinierte Technik, die den ständig wechselnden Wasserläufen auf ca. 4 km Breite und 60-80m Höhe entgegenkommt.
  3. Ganz anders als Rio zeigt sich Salvador de Bahia, die Wiege des kolonialen Brasiliens. Eine farbig fein abgestufte, aber deutlich dunkelhäutige Bevölkerung lebt zwischen Musik, Tanz, Küche und Karneval rund um den Pelourinho, dem ältesten Stadtteil. Aber nicht nur zur Zeit des Sklavenhandels, der hauptsächlich über die Allerheiligen-Bucht abgewickelt wurde, gibt es Armut. Die Bemühungen der Missionare dokumentieren sich in 365 Kirchen, stehen jedoch den aus Afrika mitgebrachten Religionen gegenüber. Die Zauberwelt lässt sich hier in afro-brasilianischen Ritualen finden. Der Tourist muss sich jedoch meistens mit arrangierten Shows begnügen.
  4. „Der Pantenal“ ist der größte Süßwassersumpf der Erde, speichert auf geheimnisvolle Art wie ein Schwamm Unmengen von Oberflächenwasser und bietet einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen Lebensraum. Wer Google-Earth zu Hilfe nimmt, kann das Gebiet am mittleren Westrand des Landes erkennen.
  5. Und endlich: der Amazonas!
    „Auf die Suche nach den Zauberwelten wollten wir uns begeben, wollten prüfen, ob es sie gibt, die gelben und schwarzen Wasser des Amazonas, die fabelhaften Tiere – oder gar nur Fabelwesen wie die Hoatzins, Urvögeln gleich, die fliegen und schwimmen können – die rosa Flussdelfine, äußerst selten und von Mythen umgeben. Aber auch nach den von Menschen gemachten Zauberwelten wollten wir suchen: nach der sagenhaften Dschungel-Oper von Manaus. Und da müssen wir nicht lange suchen, denn die Oper dominiert bis heute das Stadtbild von Manaus, dieser Millionenstadt am Amazonas. Ansonsten sind der Amazonas und der über den Fluss erreichbare Dschungel der Lebensquell der Stadt. Handel und Wandel spielen sich überwiegend am Wasser ab und mit den Booten geht es fast direkt hinein in den Markt. Die Erträge sind nach wie vor riesig und das nicht nur beim Fisch.“ (P. Wagener)
    Die immer breiter werdende Wasserfläche befahren die Reisenden mit größeren Schiffen, die Seitenarme mit wendigen Kanus, die von kundigen Indianern gelenkt werden. Wo Rio Negro und Rio Solimoes zusammenfließen, sind über viele Kilometer deren verschiedenfarbige Wässer (Schwarzer Kaffee und Milchkaffee) zu unterscheiden. Flora und Fauna erscheinen wie im Bildband: Amazonas. Aber der Boto, der geheimnisvolle rosa Delfin, der bis zu 2,50 Meter groß werden kann, narrt die Touristen, schwimmt links und rechts vom Schiff vorbei, immer dicht unter der Wasseroberfläche. Aber er ist fair: zum Abschied taucht er auf und scheint sich lachend zu verabschieden – mit einer riesigen grauen Schnauze.

    md