... bedeutet das für die betroffene Person einen „Sturz aus der normalen Wirklichkeit“.
Die Reaktionen sind individuell verschieden. Rückzug, Angst, Depression aber auch Ärger und Aggression können auftreten und immer wieder die Hoffnung, es handle sich um einen Irrtum, es sei gar nicht wahr.
Hier, so Frau Dr. Mihm, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, setzt die therapeutische Arbeit der Psychoonkologie an. Sie bietet den Betroffenen professionelle Hilfe zur Bewältigung ihrer Gefühlslage an.

Ziel ist es, dass der Betroffene seine Erkrankung annimmt und auf dieser Basis sein Leben wieder aufnimmt. Im Verarbeitungsprozess folgt auf die Zeit der Verleugnung, des nicht Wahrhaben-Wollens, häufig eine Phase des Haderns mit dem Schicksal (Warum gerade ich?). Wenn dann auch Verhandlungen mit dem Schicksal keinen Nutzen bringen, führt dies oft in eine Phase der Depression, in der der Erkrankte die körperlichen Beeinträchtigungen, die die Krankheit mit sich bringt oder bringen könnte, aber auch soziale Bedrohungen wie Verluste von Beziehungen oder beruflichen Chancen betrauert.

Diese notwendige Trauer kann, so Dr. Mihm, die Grundlage für die Akzeptanz der Krankheit und somit die Grundlage für die der Entwicklung neuer Lebensqualität schaffen. 

Die Therapie soll den Patienten stabilisieren und ihn durch die Auseinandersetzung mit der Erkrankung dabei unterstützen, die Krankheit als Lebenserfahrung zu integrieren, als Geschichte abzulegen, die erzählbar ist. Selbsthilfegruppen können hier eine große Hilfe für die Betroffenen sein.

Gelingt die Auseinandersetzung mit der Krankheit, bekommt der Begriff „Lebensqualität“ neuen Inhalt. Was wichtig ist und was das Leben lebenswert macht wird neu definiert.

Die Psychoonkologie ist in den Städtischen Kliniken Darmstadt integraler Bestandteil der Therapie. Sie kann auch in Anspruch genommen werden, wenn Ratlosigkeit oder Verzweiflung erst nach der Entlassung aus der Klinik auftreten. Ihr Gebiet ist die Krisenintervention, so Dr. Mihm, und gegebenenfalls die Vermittlung zur ambulanten Langzeittherapie an einen niedergelassenen Therapeuten.
marwen