Das große Jubiläumsjahr 2013 ist vorüber; die Aufführungen zu Ehren Verdis (* 1813), Wagners (*1813), Brittens (*1913), Büchners (*1813) – wo bleibt Friedrich Hebbel (*1813)? – laufen spielplangemäß und ausstellungsterminlich zur Mitte dieses Jahres aus.
So genossen musikinteressierte Mitglieder der AKA 55 plus am 17.1. im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt Verdis melodramatische Oper "La Traviata".

Der Oper liegt das Drama „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas d. J. zu Grunde. Dumas hatte eine Liebesbeziehung zur Edelkurtisane Alphosine, die an Tuberkulose litt und schon mit 25 Jahren daran verstarb. Tuberkulose hatte, wie man in sehr vielen Bühnenwerken sieht und hört, damals die Rolle der heutigen AIDS-Erkrankung. Sie wurde häufig als Strafe Gottes für ein unmoralisches Leben angesehen.

Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist das Spannungsfeld zwischen Unmoral, Krankheit, Tod und Tändelei, unverbindlichen Gefühlen und wahrer Liebe, zwischen heiteren Walzerklängen und dramatischer Musikmalerei, (selbst bei Violettas Tod im ¾ Takt), besonders spürbar.

„La Traviata“ gilt laut einer Umfrage von 3sat als die „schönste Oper aller Zeiten“. Nun ist das Schönste, Größte, Sensationellste aller Zeiten, des Jahrhunderts, des Komponisten, der italienischen Opern ja doch immer Geschmacksache des Zuschauers. Aber eine der bewegendsten Opern des Welt-Musik-Angebotes ist „La Traviata“ ganz sicher.

Wer empfindet nicht mit der todkranken Violetta, die sich La Traviata nennt, wenn sie sich geliebt fühlt, selbst den jungen Alfredo liebt, für den ihr bisher zweifelhafter Lebenswandel kein Hinderungsgrund ist.

Für seine Geliebte, die an Tuberkulose leidet, zieht er mit ihr auf’s Land, wo sie dennoch nicht genesen kann, aber in Alfredos Abwesenheit den Anschuldigungen und Erpressungsversuchen seines Vaters ausgesetzt ist. Sie kehrt trotz oder wegen Ihrer Liebe zu Alfredo nach Paris in ihr altes Leben zurück. Er kommt ihr nach, ist gekränkt und beleidigt sie. In letzter Minute erfährt er die Ursache für ihr Verhalten. Sein Vater hat die wahre Liebe der Beiden nicht erkannt, Alfredo erlag seinen Zweifeln. Selbst sein wiedergewonnenes Gefühl für sie ist machtlos gegen Violettas Krankheit. Sie stirbt in seinen Armen.

Der Kritiker des „Darmstädter Echos“, Herr Johannes Breckner berichtete am 9.11.13 nach der Premiere: „Wir erleben die Geschichte, wie Violetta sie in den Stunden vor ihrem Tod erinnert,...Das Sterbezimmer ist in romantischer Armseligkeit auf die Bühne gebaut, ein Gemälde erinnert noch an die vergangenen Tage der Lebedame,…eine Schauspielerin geistert stumm durch das windschiefe Gemach, während vor ihr die große Liebe des Lebens kommt und verspielt wird.“
mika