Auch das Rumpelstilzchen hat er schon überzeugend dargestellt. Wer würde daran den leisesten Zweifel hegen? Hans-Joachim Heist, alias Gernot Hassknecht aus der „Heute-Show“ im ZDF, begeisterte weit über 100 Aka-Mitglieder, die im Offenen Haus nicht mit spontanem Beifall geizten. In der Reihe „Akademie im Gespräch“ entzündete er auf die Fragen von Moderatorin Petra Neumann-Prystaj ein Feuerwerk an Bonmots und witzigen Kurzszenen.

Geboren wurde er in Jugenheim, und zumindest räumlich hat es ihn in der Heimat gehalten. Mit seiner Familie lebt er in Eschollbrücken, am Rande des Ortes, dort wo sich alle Hunde der Umgebung vor seinem Zaun regelmäßig ein Stelldichein geben. Zwei seiner Talente konnte er schon während der Schulzeit kräftig ausbauen, das erste mit Hilfe seines Zwillingsbruders. Den beiden Knaben gelangen vielfältige Verwechslungskomödien, nicht immer zur Freude des Lehrkörpers. So entstand der Drang, öfter mal die Rollen zu wechseln. Das zweite war seine parodistisches Begabung, mit der er als Klassenclown punktete.

Besonders angetan hatte es ihm schon früh Heinz Erhardt, dieser Meister der Wortverdrehungen, mit dem er ja rein äußerlich durchaus eine Ähnlichkeit hat. Und so brauchte er sich nur kurz umzudrehen, die Brille aufzusetzen, die erste Zeile der „Made“ zu rezitieren, um das Publikum zum Jubeln zu bringen.

Der Weg zum Schauspieler übrigens verlief etwas zickzackartig: Zunächst absolvierte der junge Heist eine anständige Installateurs-Lehre, die ihm durchaus auch heute noch zugute kommt. Im Haus des begeisterten Heimwerkers bleibt nichts liegen, und mit einem Besuch in einem Baumarkt kann man ihn so richtig glücklich machen – vielleicht schließt ihn ja irgendwann mal jemand dort ein, das wäre pures Glück. Es folgte ein Studium zum Bauingenieur, das er bald abbrach, um sich zu den Brettern, die die Welt bedeuten, aufzumachen. Die Schauspielausbildung erfolgte in Wiesbaden, schnell gab es Auftritte in Marburg, Darmstadt, Frankfurt und in vielen anderen Städten. Dabei war es ihm immer wichtig, als freier Schauspieler zu agieren. Vom Ensemblezwang hielt er nicht viel.

Die Rolle des Zauberclowns „August“ hat ihn lange ernährt, mit ihm ging er auch in viele Schulen. Dazwischen waren auch Durststrecken, wo die Engagements nicht so üppig waren. Als es schon fast in Rente ging, kamen plötzlich ganz neue Herausforderungen: Mit „Dinner for one“ ging er ein ganzes Jahr auf Tournee, mit seinem Kabarett „Allein in der Sauna“ feierte er Triumphe und schließlich wurde er sogar nach Shanghai eingeladen, um im Film „John Rabe“ mitzuwirken.

Die Rolle allerdings, die ihn in ganz Deutschland berühmt gemacht hat, ergab sich mehr zufällig. Für die „Heute-Show“ hatte er vorgesprochen, die erhoffte Rolle allerdings bekam ein anderer. Doch dann erregte seine kleine Reihe „Heist“, die auf You Tube zu sehen war, in der er als grantiges Familienoberhaupt seine Familie terrorisierte, Aufsehen. Und so war die Figur des Gernot Hassknecht geboren. Die meisten Texte schreibt Oliver Welke, die Figur hat mittlerweile Kultstatus erreicht. Wie erklärt sich der Protagonist dies? Ganz einfach: „Hassknecht ist ein Sprachrohr für die ungehörte Masse, die auch mal gern auf die Ka…. hauen möchte.“

Inzwischen hat sich daraus eine eigene Show entwickelt, mit der Heist auf Tournee geht. „Das Hassknecht-Prinzip“ heißt sie. Untertitel „In 12 Stunden zum Choleriker.“ Den Besuch kann man uneingeschränkt empfehlen, denn der kleine Schauspieler ist ein ganz Großer, zumal, wenn man ihn hautnah auf der Bühne erlebt.

hb / Fotos: Gerald Block