Ein Wochenende war Rolf Wollner auf Spurensuche der NS-Vergangenheit in Krakau und vor allem im nahebei liegenden Auschwitz. Ausführliche Vor- und Nachbereitungen der Reise zum Thema Judenvernichtung ließen ihn auch Darmstädter Bezugspunkte aufsuchen und fotografisch festhalten.
Spielbergs Film „Schindlers Liste“ führe die Realität im Krakauer Ghetto und im Lager Auschwitz in den Kriegsjahren sehr realistisch vor Augen - so Wollner -, doch: es ist nur ein Film. Die Überlebenden dieser zwei Orte und insbesondere 1,2 Millionen Ermordete erlebten die echte, die grausame und unmenschliche Realität. Die eigenen Fotos, die Wollner zeigt, haben logischerweise auch „nur“ dokumentarischen Charakter: Sie können nicht schön sein, sie strahlen Beklemmung, Betroffenheit aus. Hier die Gleise, die die Züge mit Viehtransportwagen voller Menschen befuhren, dort das Verwaltungsgebäude der SS; hier das Eingangstor mit dem geschmiedeten Spruch „Arbeit macht frei“, dort die Wohnbaracken und schließlich eines der 4 Krematorien…
Auschwitz war nicht als Vernichtungslager geplant, als es 1940 errichtet wurde. Die ersten 20.000 Insassen gingen einer Arbeit nach: Vergrößerung des eigenen Lagers bzw. Errichtung und Betrieb der nahen Buna-Fabrik. Doch nicht wenige ließen schon hierbei ihr Leben. Nach der von der NS-Führung geplanten Judenausrottung wurden die Neuankömmlinge nur noch ohne jeden Aufschub zu den Gaskammern geführt. Selbst die sonst so gründliche Nazi-Bürokratie musste wohl wegen Menschenmassen auf die Aktenerfassung der Toten verzichten.
Einen besonders starken Eindruck hinterlassen neben den Lager-Fotos die geretteten Zeichnungen von Inhaftierten. Sie zeigen die Bedrohung und Gewalt durch die Aufseher und die Perversität: Orchestermusiker spielen am Rande des Menschenzuges, um ihnen mit heiterer Salon-Musik den ihnen unbewussten Gang in den Tod zu „verschönern“. Wollner brachte zu weiteren Bildern zugehörige Fakten: z.B. die unterschiedliche Kennzeichnung der Insassen (es waren ja nicht nur Juden interniert, auch Sinti und Roma, Homosexuelle, politische Gefangene u.a.) und die nur in Auschwitz vollzogene Nummer-Tätowierung. Einen schrecklichen Weltrekord gab es auch zu vermelden: die nahe Weichsel wurde zum größten Massengrab aller Zeiten, da sie die Asche der Verbrannten aufnahm.
Die heutige Stadt Krakau hat die Vergangenheit, die Pogrome und das Ghetto, längst hinter sich gelassen und sich wieder in eine erneut sehenswerte Stadt gewandelt. Doch das Museum in der ehemaligen Fabrik von Oskar Schindler hält auch hier die Erinnerung an ihn und seine Arbeiter wach. - In unserem Darmstadt erinnern die bronzenen Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an ehemalige Bewohner, die in Auschwitz und anderen Lagern ermordet wurden. Wollner zeigte neben exemplarischen Stolpersteinen auch weitere Denkmäler, die uns „zum Denken“ bringen sollen: der Ort der Bücherverbrennung (Jugendstilbad), das Gedenkzeichen zum Abtransport (Güterbahnhof), das Mahnmal zur Erinnerung an die Deportierten (am Justus-Liebig-Haus).
kpr / Fotos: Rolf Wollner