Wer denkt schon gerne an den Tod? Erst recht der eigene wird gerne ausgeblendet. Schätzungsweise nur jeder achte Bürger hinterlässt mehr oder weniger detaillierte Regelungen für seinen Sterbefall. Werner Kahrhof bedauert das sehr - und nicht nur von Berufs wegen - als Mitinhaber der Darmstädter Bestattungsfirma gleichen Namens.

Die vielen rasch zu treffenden und unwiderruflichen Entscheidungen rund um das Begräbnis sollte man nicht den Hinterbliebenen komplett überlassen.

Im engeren Sinne hatte Werner Kahrhof sein angekündigtes Thema verfehlt: um Kostentransparenz bei Bestattungen ging es nur am Rande. Die Spannbreite von Bestattungskosten reicht von 1000 bis über 30.000 €, von der sog. Sozialbestattung ohne Trauerfeier bis zur „Luxus“-Bestattung mit großen Anzeigen in überregionalen Zeitungen. Irgendwo dazwischen darf man seine eigene Beerdigung einordnen: für Särge, Trauerfeier-Gestaltung, Gebühren und Steinmetzarbeiten gibt es genügend Spielraum. Etwas überraschend war zu hören, dass die Kosten an den Bestatter nur ca. 25 % der Gesamtkosten betragen; davon sind je zur Hälfte die reinen Dienstleistungen und die Produkte. Das ist also schon ein Punkt, den es frühzeitig zu überlegen gilt: Sind die rund 8.000 € für eine normale Beerdigung jederzeit verfügbar? Eine Sterbeversicherung dafür abzuschließen, ist nur sinnvoll, wenn man sich - etwas salopp formuliert - „nur noch weniger als 12 - 15 Jahre gibt“. Ein Sparvertrag tut es auch.

Wichtiger als die Kosten ist nach der täglichen Erfahrung von Werner Kahrhof, sich bei der persönlichen Bestattungsvorsorge von ideellen und emotionalen Gesichtspunkten leiten zu lassen. Die Wahl der passenden Grabstätte (Ort und Art) steht dabei im Vordergrund. Die eigenen Vorstellungen sind unbedingt mit Familienangehörigen durchzusprechen, vor allem mit dem Partner und Kindern/Enkeln. Nicht wenige Trauernde sind untröstlich, wenn das Grab eines lieben Menschen für stilles Gedenken weit weg liegt bzw. gar nicht lokalisiert werden kann. Vom Grabkauf im voraus wird abgeraten. „Wenn Sie in 5 Jahren zu Ihrem Sohn nach Hamburg ziehen, was dann?“ fragt sich der Fachmann. Besser ist es, die momentane Entscheidung schriftlich festzulegen und alle paar Jahre neu zu überdenken bzw. zu überarbeiten, ähnlich einer Patientenverfügung. Bei einer ins Auge gefassten Feuerbestattung sind ähnliche Gedanken wesentlich: Kann sich die Familie mit Asche und Knochenteilen in der Urne abfinden? Soll die Urne anonym vergraben werden und/oder in der Natur?

Eigentlich sterbe der Mensch in 3 Phasen: zunächst den sozialen Tod, womit der Abstand zur menschlichen Umgebung bedingt durch Alter und abnehmende Kontakte gemeint ist. Dem biologischen Tod folge schließlich der Tod im Herzen der Angehörigen. Und den gelte es in geeigneter Weise hinauszuschieben. Die Trauerfeier kann große (und wichtige) Emotionen wecken, die lange anhalten. Eine Witwe tue sich und dem Verstorbenen nichts Gutes, wenn sie aus egoistischen Gründen „in aller Stille“ beerdigen lasse. Eine würdige Trauerfeier, in der der/die Tote neben der Liturgie in Reden, evtl. auch sehr persönliche Musik und Gesten, quasi noch einmal und mit Gefühl lebendig wird: das prägt und berührt alle anwesenden Trauergäste über diesen Tag hinaus. „Jede am Grab nicht geweinte Träne macht krank“, so die Gewissheit von Kahrhof. Man solle sich vor Augen halten, dass immer ein Individuum, ein unverwechselbarer Mensch bestattet wird. Er habe es verdient, dass für ihn auch eine individuelle Feier abgehalten wird. Der Abschied am offenen Sarg vor der Trauerfeier gebe den Angehörigen Möglichkeit, alles bisher unausgesprochene dem Toten zu sagen: Worte des Dankes, der Vergebung, der Versöhnung.

Die meisten Bestattungsfirmen helfen auf Wunsch bei der Bestattungsvorsorge; sie bieten sogar entsprechende Vorsorgeverträge an, an die sich Angehörige im Todesfall verpflichtend halten müssen. Das Familienunternehmen Kahrhof hält für Interessenten aber auch kostenlose, umfassende Unterlagen bereit, die auf alles Wesentliche hinweisen. In diesem Sinne war bei dem Vortrag ein gewisses geschäftliches Eigeninteresse unvermeidbar: Aber die Intention, persönliche Ängste und Scheu vor dem Bestattungswesen zu beseitigen, waren bei den sehr sachlichen Ausführungen immer im Vordergrund.

kpr