So hatte Antje Goedeke ihren Reisebericht genannt (Karl-May-Fans wissen Bescheid), dem etwa 20 Aka- Mitglieder gespannt folgten. Nur ein einziger Teilnehmer war schon einmal da gewesen, was erstaunlich ist, denn das Land ist von Deutschland nicht weiter entfernt als z.B. die griechische Insel Korfu .Zudem hat es ähnlich schöne Strände, eine atemberaubende Flora und Fauna und günstige Preise. Woran also liegt es, dass die reisefreudigen Europäer es meiden?

Die Antwort liegt nahe: Es liegt an der politischen Entwicklung, die das Land im 20. Jahrhundert genommen hatte, wo es sich unter Enver Hoxha total abgeschottet und zu einer üblen stalinistischen Diktatur entwickelt hatte. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes 1990 gehört Albanien inzwischen den Vereinten Nationen, der OSZE, dem Internationalen Wahrungsfond, dem Europarat und der Nato an. Verhandlungen mit der EU über einen Beitritt laufen.

Die Referentin hat das „Land der Skipetaren “ vor drei Jahren bereist und berichtete über ihre Eindrücke, die sie beim Wandern und Busfahren, Essen und Trinken, im Gespräch mit Einheimischen und beim Lesen von Büchern des Nationaldichters Ismael Kadere gewonnen hatte. Kurz ging sie auf die bewegte Geschichte des Landes – so groß wie Belgien bei knapp 3 Millionen Einwohnern – ein. Viele Herrscher hatten sich des kleinen Staates bemächtigt, im europäischen Teil des osmanischen Reiches z.B. war Voskopoja die zweitgrößte Stadt nach Istanbul.

1912 gelang den Albanern der Ausbruch aus der osmanischen Provinz, es erhielt seine Unabhängigkeit. Übrigens war der erste Mann im Staate nach der Unabhängigkeit ein deutscher Prinz – Wilhelm von Wied – der aber nur kurz regieren durfte und schnell wieder abdankte. Im zweiten Weltkrieg war Albanien zunächst auf Seiten Italiens. Es war dann der berüchtigte Enver Hoxha, der mit seiner Befreiungsbewegung zunächst gegen die deutsche Besatzung kämpfte, um nach dem Ende des Krieges eine eigenen Schreckensherrschaft einzusetzen. Nacheinander verband er sich mit Jugoslawien, der Sowjetunion und China, um mit allen dreien aber schnell wieder zu brechen. Er rief Albanien zum ersten atheistischen Staat aus, trat aus dem Warschauer Pakt aus und ließ Hunderttausende von Bunkern als Schutz gegen die Feinde bauen. Er starb 1985 und hinterließ ein total isoliertes Land.

Inzwischen hat sich Albanien geöffnet und hofft auf weitere Schritte in Richtung EU. Zu kämpfen hat es mit den gleichen Problemen wie die Nachbarstaaten: Hohe Arbeitslosenquote, zunehmende Abwanderung vor allem der leistungsfähigen Jüngeren, schwache Infrastruktur. Dabei hat es für Touristen durchaus etwas zu bieten: 362 km Strände, die man oft für sich allein hat und als Kontrast Berge bis hin zum Hochgebirge, die sich für Wanderer gut eignen. Und dann gibt es da noch 14 Nationalparks, das Weltkulturerbe „Berat – die Stadt der 1000 Fenster“ und eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren.

Besonders hervorheben wollte die Referentin zum Schluss die große Gastfreundschaft der Einheimischen, die jeden Besucher mit offenen Armen empfingen. Auch sprachlich gab es nie Probleme, denn fast alle Albaner können sehr gut Italienisch, aber auch so viel Englisch und Französisch, dass es für eine Verständigung reicht. Deshalb hofft man, dass nicht nur die unmittelbaren Nachbarn dort Urlaub machen, sondern in Zukunft auch der Rest von Europa neugierig wird, dieses touristisch noch nicht überlaufene Land für sich zu entdecken.

hb