Petra Neumann-Prystaj im Gespräch mit Iris Stromberger
Sie hatte es nicht leicht, ihren Berufswunsch durchzusetzen. Der berühmte Vater öffnet ihr nicht etwa alle Türen, sondern will sie vor der brotlosen Kunst der Schauspielerei beschützen. Mit Hartnäckigkeit bahnt Iris Stromberger sich den Weg auf die Bühne. Sie nimmt Schauspielunterricht, entdeckt, dass sie eine Chanson-Stimme hat und dass ihr Dialekte, vor allem das Berlinerische und das Sächsische liegen. Das demonstriert sie, indem sie mit „Berliner Schnauze“ das Lied von Claire Waldoff „Wer schmeißt denn da mit Lehm“ vorträgt.
Heute arbeitet Iris Stromberger als Schauspielerin, Regisseurin, Autorin und tritt gerne mit Programmen auf, bei denen sie ihre Wandlungsfähigkeit zeigen kann. Davon gibt es eine Kostprobe aus ihrem Programm „Der jüdische Witz überdauert die Zeit“. Im Handumdrehen steht ein Rabbi in „voller Montur“ inklusive Schläfenlocken auf der Bühne und erzählt jüdische Witze. Und wenn sie dann mit Temperament und eindrucksvoller Mimik und Gestik Kreislers „Sie ist ein herrliches Weib!“ vorträgt, das Chanson über eine Frau, die weder kochen noch nähen, weder lesen noch schreiben, tanzen oder singen, eigentlich „gar nichts“ kann – dann hat sie am Ende doch das Publikum davon überzeugt, dass es sich um ein "herrliches Weib" handeln muss.
„Chansons von der Liebe“ war der Titel der Veranstaltung der Aka 55plus im Staatsarchiv, und schnell ist klar, dass es sich hier nicht um zarte, romantische Liebeslieder handelt, z.B. wenn Iris Stromberger ein Chanson vorträgt, in dem eine Frau lautstark und schwärmerisch der Sehnsucht nach einem richtigen Mann Ausdruck gibt – einem Neandertaler. Und wenn sie Friedrich Hollaenders Ballade von der Geburt des Stroganoff-Filets singt, dann geistert die russische Seele durch den Raum. (Der betrogene Großfürst tötet den Nebenbuhler und demonstriert im Kaffeehaus an einem Stück Filet, wie oft er auf ihn eingestochen hat.)
Dass jedes Chanson ein kleines Schauspiel ist, zeigt auch der „Opernbesuch“, zu dem Iris Stromberger einen Mann aus dem Publikum auf die Bühne bittet. Eindrucksvoll verkörpert sie eine Frau, die neben ihrem Mann in der Oper sitzt und sich durch jede seine Lebensäußerungen, quasi durch seine Existenz gestört fühlt. Eine zutiefst verletzte Frau, die die Musik nicht genießen kann, weil ihr Mann sie betrogen hat.
Applaus gab es auch für Michael Erhard, Leiter der Schauspielmusik am Staatstheater, der Iris Stromberger am E-Piano begleitete. Und nicht zuletzt für Petra Neumann-Prystaj, die gekonnt und mit Charme durch die Veranstaltung führte.
marwen / Fotos: Gerald Block
Lust auf mehr? Hier ein kleiner Hinweis darauf, wo man Iris Stromberger in nächster Zeit sehen kann:
Im Maintheater Taunusstein: "Kontakte" von Sylvia Hoffman. Ein Zwei Personenstück mit Iris Stromberger und Viktor Vössing Regie: Viktoria Alexander (24., 25., 26., 27. April 2014)
Im Halb neun Theater Darmstadt:
- "Rabbiner Witz und Klezmer Musik" Iris Stromberger schlüpft in die Rolle eines Rabbi. Musikalisch begleitet von Irith Gabriely an der Klarinette und Peter Pryzstaniak am Klavier
- Haben Sie Kapern ? Petticoat und Toast Hawai. Eine Revue der 50er und 60er. Von und mit Iris Stromberger, Elinor Eidt und Arno Friedrich