Wer z.B. aufgrund von Arthrose oder nach einem Unfall unter massiven Bewegungseinschränkungen und/oder großen Schmerzen leidet, für den steht die Entscheidung an, ob das schmerzende Knie- oder Hüftgelenk durch ein künstliches ersetzt werden soll. Arthrose ist eine echte Volkskrankheit, Frauen sind im Alter häufiger betroffen als Männer
Der Vortragsraum bei der GEK, in dem Prof. Köster am 9.4. seinen Vortrag auf Einladung der Aka 55plus hielt, war voll - ein Zeichen für das große Interesse am Thema.
Der Ersatz eines Gelenks ist keine lebensnotwendige Operation. Die Erwartungen des Patienten nach einer Gelenkoperation sind Schmerzfreiheit (nicht immer gewährleistet), Mobilität, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, insgesamt verbesserte Lebensqualität.
Was ist zu beachten, wenn man sich für den Einsatz eines künstlichen Gelenks entscheidet?
Vor der Entscheidung sollten alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein: Krankengymnastik, Orthopädietechnik, Akupunktur und Schmerzmittel, Gehhilfen etc. Auch sollte überprüft werden, ob eine gelenkerhaltende OP möglich ist.
Prof. Köster sprach von 4 Pfeilern, auf denen die Entscheidung für eine OP beruhen sollte:
- Schmerzen,
- Bewegungseinschränkung
- auf dem Röntgenbild erkennbare Veränderungen
- Einstellung und Lebenssituation des Patienten
Ganz wichtig: Der Patient selbst muss die Operation wollen. Und er sollte Vertrauen in den operierenden Arzt haben.
Für eine Operation sollte eine Klinik ausgewählt werden, in der solche Operationen häufig ausgeführt werden. Zertifizierte EndroProthetikZentren z.B. werden jedes Jahr extern bewertet und man kann davon ausgehen, dass der Operateur jährlich mindestens 50 OPs vorzuweisen hat. Hilfreich ist es auch, auf der „Weißen Liste“, die von den Krankenkassen herausgegeben wird, zu recherchieren.
Ob mit großem Schnitt (7-11cm) oder minimalinvasiv (4cm) operiert wird hat keine Auswirkung auf das Ergebnis der Operation – sofern der Operateur sein Handwerk versteht, so Prof. Köster. Eine Operation dauert in der Regel 1-2 Stunden. Ab dem Tag danach ist Krankengymnastik angesagt und nach 8-12 Tagen wird der Patient in die Reha entlassen. Eine zementierte Knieprothese muss nicht einwachsen, eine nicht zementierte benötigt etwa 6 Wochen. Bis man sich wohlfühlt mit dem neuen Gelenk kann 1 Jahr vergehen.
Prof Köster verschwieg nicht, dass es – auch bei erfahrenen Operateuren – während einer Operation zu Komplikationen kommen kann. Auch ist nicht garantiert, dass die Operation das Maß an Mobilität und Schmerzfreiheit bringt, das sich der Patient erhofft. Deshalb gilt es vor dem Eingriff mögliche Risiken abzuwägen.
Modernen Implantate werden aus verschleißarmen Materialien hergestellt. Die Haltbarkeit eines künstlichen Kniegelenks wird mit durchschnittlich 12-15 Jahren, die eines Hüftgelenks mit 15-18 Jahren angegeben. Allerdings funktionieren nach 15 Jahren noch 90% aller künstlichen Hüftgelenke gut. Ist ein künstliches Gelenk verschlissen, kann es ersetzt werden.
marwen