Eine Aka-Radtour vermittelte neues Wissen über Darmstadt

radtourEigentlich sollte die Aka-Radtour am letzten Donnerstag der Osterferien ein generationsübergreifender Ausflug werden, doch keiner war der Empfehlung im Programmheft gefolgt und hatte ein Enkelkind mitgebracht. So blieben die 55pluser unter sich. Die mit Abstand jüngste Teilnehmerin wurde ohne Kraftanstrengung mit einer Sightseeing-Tour vom Feinsten verwöhnt: Zwerspitzmädchen „Peach“, zwei Jahre, durfte sich den Fahrtwind im Fahrradkörbchen um die Ohren pusten lassen.

Werner Nüsseler radelte vorweg und leitete die Gruppe vom Luisenplatz zum Herrngarten. Am Riwwelmaddhes-Denkmal erzählte er, wie der bärtige Schwertschwinger zu seinem Namen gekommen ist. Eigentlich heißt es ja „Prinz-Emil-Veteranen-Denkmal“ und soll an die von 1792 bis 1815 in den Napoleonischen Kriegen gefallenen hessischen Krieger erinnern. Der benachbarte Prinz-Georgs-Garten zeigte sich in seiner ganzen Frühlingspracht. Am 13. Juli wird vor dem Porzellanschlösschen sein 250. Geburtstag mit einer „Zeitreise ins Rokoko“ gefeiert.

Am Hundertwasserhaus galten die Entzückensschreie der Radler nicht etwa den runden, bunten Formen der „Waldspirale“, sondern einer Schar winziger Entenküken, die ihrer Mutter hinterherwatschelten. Dass der „Watzeberg“ im Bürgerpark aus jenem Erdaushub besteht, der beim Luisencenterbau angefallen ist, war den meisten bislang unbekannt. Von diesem Aussichtshügel aus kann die halbe Stadt in Richtung Süden überblickt werden. Werner Nüsseler zeigte und erklärte jedes Gebäude, das aus dem Grüngürtel hervorlugte.

Über Kranichstein und die internationalen Gärten ging es weiter zur Gichtmauer, vorbei an den Hirschköpfen an der Dieburger Straße und mitten hinein in das weite grüne Oberfeld. Vor dem Hofgut, das früher die großherzoglichen Familien beliefert hatte und seit 2006 Landwirtschaft nach biologisch-dynamischen Richtlinien betreibt, entdeckte die Gruppe einen mobilen Hühnerstall. Sein Standort wird gewechselt, sobald die Tiere ihren Grasplatz abgefuttert haben. Was es alles gibt!

Nach einer kleinen Kaffee-und-Kuchen-Rast im Hofcafe´ wurden die nächsten Stopps bei den beiden Mausoleen auf der Rosenhöhe, der Grabstätte der großherzoglichen Familie, eingelegt. Kurios: Das neue Mausoleum sieht wesentlich älter aus als das alte.

Einladend glitzerte der noch nicht für den Badebetrieb gerüstete Woog, ein nur scheinbar friedliches Gewässer. Ausgerechnet dort haben mehrere Darmstädter Krimiautoren ihre literarischen Leichen versenkt. Zuletzt Michael Kibler in seinem Thriller „Schattenwasser“.

Nach drei Stunden Strampelei löste sich die Gruppe auf und sprach Werner Nüsseler Dank und Lob für seine gute Planung und umsichtige Führung auf. Jeder nahm ein bisschen mehr Wissen über seinen Wohnort mit – und die Anregung, diese Tour de Darmstadt mit den Enkeln zu wiederholen.

pep