Eines vorweg: Es waren eine Menge edler (Wissens-) Perlen, die Dr. Veronika Schlüter bei diesem Rundgang am 24. April vor ihren Teilnehmerinnen aufreihte. Er begann an der Balustrade mit dem Blick zum Rheintal und bevor sich die ungestüm wachsenden Bergstraßenbäume soweit vordrängten, konnte man bis zum Taunus und nach Mannheim sehen. Es ist ein geographisch und historisch reizvoller Ort, von dem heute die ‚Vorbeifahrer’ allenfalls das große ‚goldene Kreuz’ kennen, das Wilhelmine, Großherzogin von Hessen und bei Rhein (1788 – 1836), gewidmet ist.

Sie hat das Schloss 1827 gekauft, renovieren und Nebengebäude errichten lassen, darunter ein Schwimmbecken im Freien. Sie liebte das eher ländliche Leben und war bei den Bürgern in Jugenheim sehr beliebt. Sie war die Gattin von Ludwig II, dem Großherzog. Das Schloss wurde auch der Lieblingsort ihrer Kinder Marie und Alexander.

Marie (1824 -1880) war die Ehefrau von Aleksandr II. Romanov, dem russischen Zaren, der manchen Sommer auf Heiligenberg verbrachte (und als Nacktbader bekannt war). Wilhelmine, Patin einer der führenden Geschäftsstraßen im heutigen Darmstadt, ließ bei der cirka 800 Jahre alten Zentlinde, wo Gericht gehalten wurde, eine Kloster-Ruine(!) wieder aufbauen, was damals groß in Mode war. Alexander Prinz von Hessen und bei Rhein (1823 -1888) flieht aus russischen Diensten nach Breslau, um dort eine Zofe seiner Schwester zu heiraten. Seine nicht standesgemäße Ehefrau wurde zuerst Gräfin und später Prinzessin von Battenberg, womit sie diesen Namen für weitere Generationen einführte. 

Als weitere Herrscherpersönlichkeit wurde unsere Aufmerksamkeit auf einem Enkel von Wilhelmine gelenkt, den Prinzen Alexander von Battenberg, Fürst von Bulgarien und später Graf von Hartenau (1857 - 1893), für den eine Gedenktafel an der Eingangsseite zum Schloss zu sehen ist. Obwohl er Zeugnisse seiner Tüchtigkeit als Fürst von Bulgarien geliefert hat, galt er als eine etwas tragische Figur im Hause Battenberg. Um seine Person ranken Geschichten, die Geschichte für jedermann interessant machen können. Viele Details können der Broschüre „Geschichte des Heiligenbergs Jugenheim “ entnommen werden, die im Handel ist.

Starke Impulse im Hinblick auf eine verstärkte Nutzung des Schlosses gehen von der 2008 gegründeten Stiftung Heiligenberg Jugenheim aus. Der Gartensalon, in dem zu den Zeiten des Zaren europäische Politik gemacht wurde, kann für feierliche kulturelle Anlässe gemietet werden. Das Russenhaus steht als Museum, Archiv und für Ausstellungen kurz vor dem Abschluss der Renovierung und wird noch in diesem Jahre eröffnet. Auch wegen der starken Nachfrage kann mit einer Wiederholung der Führung im Herbst gerechnet werden.

wsw