Ein literarischer Spaziergang durch den Herrn- und Prinz-Georg-Garten
mit Margit Pietsch

Aus ihrem Henkelkörbchen zauberte Margit Pietsch die schönsten Gedanken und Formulierungen hervor. Für einen literarischen Aka-Spaziergang durch den sonnigen Herrn- und den Prinz-Georg-Garten hatte sie Gedichte und Geschichten von „Goethe und Co.“ ausgewählt und trug sie vor der Gruppe an den jeweils passenden Stellen vor.

Vor dem Goethe-Denkmal, dem der nackte Bronze-Jüngling (Genius, auch „Schenius“ genannt) nach einem Böse-Buben-Streich abhanden gekommen ist, zitierte sie Goethes Gedicht „Beherzigung“ mit der bekannten, zum geflügelten Wort gewordenen Textzeile „Eines schickt sich nicht für alle“. Im Prinz-Georg-Garten, dessen Anmut und ruhige Atmosphäre die kleine Aka-Gruppe genoss, kamen nach und nach auch die von Pietsch unter „Co.“ zusammengefassten Literaten zu Wort, darunter etliche aus Darmstadt.

Erich Kästner bezeichnet den Wonnemonat Mai in einem seiner Gedichte als “Mozart des Kalenders“ und wünscht sich ein ganzes Jahr voller Mai-Monate. Diese Idee fand auch die Aka-Gruppe charmant. Vor einer der beiden Sonnenuhren stellte Margit Pietsch das Gedicht „Im Zeitmaß der Sonnenuhr“ von Renate Axt vor. Aus einem Darmstadt-Krimi („Buttmei findet keine Ruhe“) las sie Fritz Depperts Beschreibung des Prinz-Georg-Gartens vor – genau an der Stelle, an der Buttmei, ein ehemaliger Kommissar, in dem Buch die Szenerie bis zur St. Elisabethenkirche überblickt und Details schildert. Buttmei, beziehungsweise der Krimi-Autor, hat sich auch das Prettlacksche Gartenhaus, in dem sich heute eine Offene Bibliothek befindet, und dessen Außendekoration genau angesehen. Vom Text Fritz Depperts geleitet, suchte die Aka-Gruppe nach den im Krimi erwähnten weißen Papageien, gelben Sonnengesichtern, dem Steinbock und den Sprüchen. Stimmt alles haargenau, Deppert hatte nichts dazu erfunden.

Der Spaziergang endete in der Offenen Bibliothek. Margit Pietsch las dort Fredrik Sjöbergs Erzählung von einem unterirdischen Garten in Amerika und Svend Leopolds Phantasiegeschichte über Goethes Katze vor. Das schneeweiße Tier aus guter Familie verbandelt sich mit dem Ich-Erzähler, einem Kater, und erzählt ihm von der merkwürdigen „Seelenehe“, die Frau von Stein mit Goethe einging. Zur freudigen Erleichterung des Katers hält die schneeweiße Schönheit aber rein gar nichts von platonischer Liebe. Deshalb kann er sich schon mal Gedanken über die Zukunft ihrer gemeinsamen Kinder machen.

Text und Fotos: pep