Dieser Erdenwinkel ist der Park Rosenhöhe, den Hessens Großherzogin Wilhelmine(1788–1836), die Gemahlin Großherzogs Ludwig II. als Garten mit Wiesen, geschwungenen Wegen und teilweise exotischen Bäumen auf dem Gelände eines ehemaligen Weinberges anlegen ließ. Ein Teil des Parks dient als Begräbnisstätte der großherzoglichen Familie.
Die Rosenhöhe kennen natürlich alle Darmstädter Bürger, aber wenige das Ziel der Aka-Exkursion: das Innere der Mausoleen.
Der Kursleiterin Ingrid Scheffler war es gelungen, eine der seltenen Führungen durch die Mausoleen zu organisieren. Die Mausoleen sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Innenräume zu sehr beeinträchtigt würden. Die Mausoleen befinden sich im Privatbesitz des Landgrafen von Hessen. Anhand der letzten Ruhestätten der Großherzöge und ihrer Familien bekamen wir Einblicke in die Familiengeschichte.
„In spem aeterni consortii“ lautet die Aufschrift unter dem Giebel auf dem Mittelbau des Alten Mausoleums. „In der Hoffnung auf ewige Gemeinschaft“, so die Übersetzung, wurde diese Grabstätte gebaut. Das von Georg Moller entworfene klassizistische Alte Mausoleum war die letzte Ruhestätte der kleinen Prinzessin Elisabeth (1821–1826) – die Elisabeths Mutter, Großherzogin Wilhelmine in ihrem Park errichten ließ. Die Prinzessin starb mit fünf Jahren an Scharlach. Beeindruckend ist das Grabmal von Christian Rauch, der es nach den Wünschen der Mutter gestaltete. Wir erfuhren, dass das Alte Mausoleum der einzige Mollerbau ist, der im Krieg nicht beschädigt wurde.
Die seitlichen Anbauten des Architekten Heinrich Wagner, in denen mehrere Großherzöge und ihre Familien ruhen, entstanden in den Jahren 1869/1870. Hier befinden sich die Gräber der Darmstädter Großherzöge des 19. Jahrhunderts und ihrer Familien, denn Hessens letzter Großherzog Ernst Ludwig ließ ihre Särge aus der Gruft der Stadtkirche holen. An die Toten erinnern im Alten Mausoleum vor allem Schrifttafeln – beigesetzt wurden sie unter der Erde im südlichen Flügel.
Den anschaulichen Berichten der Kunsthistorikerin Frau Renate Hoffmann folgte eine aufmerksame Akagruppe. Auch wenn einige schon vieles über die Grabstätten der großherzoglichen Familie wussten, gab es noch Neues zu erfahren, nicht nur über die Herstellung des Stuckmarmors.
Großherzog Ernst Ludwig ließ in den Jahren 1903 bis 1910 für seine Eltern Ludwig IV. (1837–1892) und Alice das Neue Mausoleum von dem Architekten Karl Hofmann erbauen. Dort ruhen neben dem Ehepaar noch deren Kinder Marie und Friedrich. Überrascht wurden wir im Neuen Mausoleum von der prachtvollen Innenausstattung mit Mosaiken: Ein farbenprächtiger Sternenhimmel wölbte sich über uns. Die Pinienzapfen und Pfauen an den Wänden symbolisieren die Unsterblichkeit. Die Steine für diese Kunstwerke wurden extra aus Venedig geholt.
Ernst Ludwig selbst hatte den Wunsch in „seinem Garten “unter freiem Himmel begraben zu werden. Bereits 1903 war dort seine Tochter Elisabeth (1895-1903), das "Prinzeßchen", nach ihrem frühen Tod beigesetzt worden. Das Grabmal – ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln – ist von Ludwig Habich gestaltet. Der im Oktober 1937 gestorbene Ernst Ludwig liegt in einem Grab neben den Mausoleen in einer Reihe mit seiner Ehefrau Eleonore, dem Sohn Georg Donatus, dessen Frau Cäcilie sowie deren Kindern Ludwig und Alexander, die alle bei einem tragischen Flugzeugunglück am 16. November 1937 ums Leben kamen. Gleich unter dieser Gräberreihe ruhen auch die letzten Mitglieder der Fürstenfamilie aus dem Haus Hessen-Darmstadt: Ludwig (1908–1968) und Margaret (1913–1997). Die Stadt Darmstadt pflegt nach der Übernahme des Parks die Gräber der im 20. Jahrhundert verstorbenen Mitglieder der großherzoglichen Familie.
Text: sg / Fotos: Walter Dick