prof bauersachsZwar können Übergewicht, Nikotinkonsum und Bewegungsmangel dazu führen, dass die Gefäße eines jungen Menschen deutlich älter aussehen, als die einer 90jährigen Frau - normalerweise treten arterielle und venöse Gefäßerkrankungen jedoch mit zunehmendem Alter häufiger auf. Auf großes Interesse stieß der Vortrag, den Prof. Dr. med. Rupert Bauersachs, Chefarzt der Max-Ratschow-Klinik für Angiologie - Klinikum Darmstadt am 18. Juni auf Einladung Akademie 55plus hielt.

Wen Schmerzen beim Gehen überfallen, so dass er stehen bleiben muss und das kaschiert, indem er die Auslagen der Schaufenster intensiv betrachtet, der hat bereits das zweite Stadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) erreicht. Kalkablagerungen verengen die Arterien in den Beinen, so dass der Weg für das Blut nicht mehr oder nur noch schwer passierbar ist. Betrifft die Arterienverkalkung die Herzkranzgefäße oder Halsschlagadern, so führt dies häufig zu Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Nikotin, Übergewicht, hohe Blutfettwerte, Bewegungsmangel, hoher Blutdruck, Stress, aber auch Primärerkrankungen wie Diabetes können Auslöser der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sein.

Deshalb gilt - zur Vorbeugung und Therapie - nach wie vor die Empfehlung: „Stop smoking and keep walking!“, so Prof. Bauersachs. Auch die Reduzierung von Übergewicht und die Behandlung von Primärerkrankung wie z.B. Diabetes sollten erfolgen.

Gefäße mit erheblichen Kalkablagerungen können durch die Ballonmethode wieder erweitert werden, ein Stent kann zur Aufrechterhaltung der Durchlässigkeit gesetzt, ein Bypass gelegt werden. Blutverdünnende Medikamente verbessern die Durchblutung.

Ein angeschwollenes Bein, das bläulich verfärbt ist und sich heiß anfühlt kann Zeichen für eine tiefe Venenthrombose sein. Löst sich das Gerinnsel, das sich in der Vene entwickelt hat, besteht die Gefahr, dass es durch die Blutbahn zur Lunge transportiert wird und dort durch Verstopfung der Blutgefäße eine lebensbedrohliche Lungenembolie auslöst.

Risikofaktoren für Thrombosen sind u.a. Venenschwäche, Tumorerkrankungen, Gerinnungsstörungen. Auch längere Bettlägerigkeit nach Erkrankungen, Schwangerschaft, langes Stillsitzen bei Fernreisen begünstigen das Entstehen von Gerinnseln. Aber auch eine Sportverletzung kann eine Thrombose zur Folge haben.

Die Diagnose wird dadurch erschwert, dass die Symptome nicht immer eindeutig sind. Um eine Embolie zu verhindern, muss der Thrombus aufgelöst werden. Dies geschieht mit Hilfe blutverdünnender Medikamente.    

Beim Vorhofflimmern werden die für die Pumpbewegung des Herzens notwendigen regelmäßigen Impulse, die vom Sinus ausgehen, gestört und erreichen die Vorhöfe des Herzens als unregelmäßige Erregungen. Dadurch kann dort ein Gerinnsel entstehen, das im ungünstigsten Fall den Weg ins Gehirn findet und zu einem großen Schlaganfall führt.

Risikofaktoren sind z.B. Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, Diabetes. Auch hier steigt das Risiko mit dem Alter, da sich die Gewebestruktur verändert.

Rund ein Viertel der Schlaganfälle in Deutschland sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Die Behandlung mit einem blutverdünnenden Medikament senkt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um über 70%.

Fazit: Man kann zwar nicht auf das Älterwerden, wohl aber auf den (vorzeitigen) Alterungsprozess seiner Gefäße Einfluss nehmen.

marwen