Das war eine der vielen Fragen, die an Naturheilkunde Interessierte der Referentin Gudrun Stadler in ihrem gut besuchten Vortrag stellten. Naturheilkunde kann nach ihrer Meinung bei vielen akuten und chronischen Krankheiten hilfreich sein und die Heilung unterstützen. Die Heilpraktikerin – ehemalige Kommunikationsmanagerin - erläuterte aber auch, wo die Grenzen der Naturheilkunde liegen.
Sie hat sich als Heilpraktikerin in Ausbildung und Praxis intensiv mit dieser Frage befasst. „Naturheilkunde ist laut Gesetz außen vor bei - allen meldepflichtigen Krankheiten, - Akuterkrankungen, die gefährliche, lebensbedrohliche Symptome entwickeln können, - Verdacht auf Erkrankungen, die eine chirurgische oder chemotherapeutische Behandlung erfordern“.
Gesundheit bis ins hohe Alter, eine ausgeglichene Lebensführung und vor allem die vielfältigen Therapiemöglichkeiten der Naturheilkunde standen über viele Jahre im Mittelpunkt intensiver Studien und Weiterbildungen der Referentin.
Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen aller Kulturen die Kräfte der Natur, um gesund zu werden und dauerhaft gesund zu bleiben. Alt ist das Wissen um die wirksamen Therapien der Naturheilkunde. Schon immer beschäftigten sich Mediziner und Heilkundige mit diesen Fragen. So hielt Frau Stadler zunächst einen sehr anschaulichen Vortrag über die europäische Medizingeschichte. „Die Traditionelle Europäische Naturheilkunde hat eine jahrtausendelange Tradition in unserem Kulturkreis und wurde beständig von Experten weiterentwickelt.“ Stets ging es in der Medizin um die Frage nach den Ursachen von Krankheiten, vor allem aber um Heilung. Schon die Ägypter zählten 2500 v.Ch. rund 700 Heilpflanzen auf. Im Mittelalter verbot die Kirche den Klöstern, sich weiter heilkundlich zu betätigen. Sie sah darin Hexenwerk. Aber hinter Klostermauern wurde das Wissen um Heilkunde und Heilkräuter weiter gepflegt und dokumentiert. Wir alle kennen den Namen Hildegard von Bingen. Ebenso wurde volksheilkundliches Wissen, vor allem nach der Erfindung des Buchdrucks, überliefert (Paracelsus, Hufeland).
Seit etwa 120 Jahren werden in der Schulmedizin gezielt Wirksubstanzen gegen einzelne Krankheiten entwickelt. Viele Krankheiten konnten damit erfolgreich behandelt werden. Frau Stadler hält die medizinische Versorgung in Deutschland und Westeuropa für vorbildlich, betont aber: „Standardisierte medizinische Behandlungen werden oftmals dem Individuum Patient nicht gerecht.“ Sachlich wurden die Leistungen der Schulmedizin aufzeigt, aber auch ihre Defizite benannt. Die Referentin stellt die „sanfte Medizin“ der Naturheilkunde der „wenig zugewandten“ Schulmedizin gegenüber, die zu sehr die einzelne Krankheit, aber nicht den ganzen Menschen sieht. Die Naturheilkunde „kann uns gerade in der heutigen Zeit wertvolle Unterstützung leisten.“
Frau Stadler betont, dass ein ganzheitliches Therapiekonzept nicht nur einzelne Symptome erfasst, sondern den ganzen Menschen mit allen Wechselwirkungen. In den meisten Fällen besteht eine Therapie in der Naturheilpraxis nicht nur aus einem einzigen Medikament, sondern aus verschiedenen Komponenten. Dabei spielen die Selbstheilungskräfte des Menschen eine wichtige Rolle.
Die Referentin nennt Phytotherapie, Homöopathie, Schüsslersalze und Bachblüten als Beispiele der vielfältigen, außerordentlich wirksamen und dabei nebenwirkungsarmen Therapien, die heute in der Naturheilpraxis eingesetzt werden, um Beschwerden zu lindern und Gesundheit zu fördern. Aber auch Phytopharmaka sind Medikamente und haben Nebenwirkungen oder unterliegen Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen.
Ein wichtiges Kriterium eine erfolgreiche naturkundliche Behandlung ist für Frau Stadler u. a: „Der Patient muss bereit sein, Verantwortung für die Gesundung zu übernehmen und die therapeutischen Ratschläge umzusetzen(Ernährung, Bewegung, Stressreduzierung usw.“ Außerdem muss er Geduld mitbringen. Oft dauert es länger, bis eine Wirkung eintritt. Unterschiedlichen Therapien können gut miteinander kombiniert werden.
Zum Beispiel können bei akuten Kopfschmerzen homöopathische Mittel, Schüsslersalze sowie physikalische Maßnahmen wie Massage, Kälte- oder Wärmeanwendungen eingesetzt werden. Weitere naturkundliche Therapieverfahren wie zum Beispiel eine Ausleitung von Schwermetallen ergänzen die Akutbehandlung.
Ziel der Behandlung ist es Wohlbefinden herzustellen, eine wichtige Rolle spielt dabei – wie wir alle wissen - z.B. die Ernährung. Was ist gut? Was ist schlecht? Beifuß zu fettem Gänsebraten kannten schon unsere Großeltern und verwendeten dieses Kraut. Ingwer ist ein sehr gutes Magenmittel, Ingwertee statt Kaffee auf jeden Fall magenschonend. Aber deswegen auf eine leckere Tasse Kaffee verzichten?
Die ausführliche Fragerunde berücksichtigte alle individuellen Fragen. Dabei ging es um die Wirksamkeit einzelner Heilkräuter, aber auch um die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens. Meistens ist eine Umstellung im Lebenswandel, eine Verhaltensänderung auf dem Weg zur Gesundheit notwendig. Die Frage bleibt, wie können wir selbst gesundes Verhalten im Alltag umsetzen. Wir fühlen uns wohl und gesund, wenn sich Körper, Seele und Geist im Gleichgewicht befinden. Der Weg dahin bleibt eine individuelle Entscheidung.
SG