ffm-altstadt1Frankfurt ist eine traditionsreiche Stadt mit bewegter Geschichte. Wie es aussehen kann, wenn eine Stadt sich ihrer Geschichte bewusst ist zeigte der Kunsthistoriker Thomas Huth am 10.September einer Besuchergruppe der Aka 55plus am Beispiel des neuen Historischen Museums im Saalhof, einem renovierten Altbaukomplex bestehend aus fünf historischen Gebäuden.

Durch geschicktes Freilegen und Integration von Mauerwerk aus verschiedenen Epochen bekommt der Besucher einen Eindruck davon, wie sich Geschichte im Bauen niedergeschlagen hat.

Von Frankfurt als Handelszentrum im Mittelalter zeugt z. B. das alte Kellergewölbe unter dem Historischen Museum, das u.a. als Zwischenlager für Wein diente. (Die Tatsache, dass fast alle Frankfurter Banken aus Weinhandlungen entstanden sind, zeigt, wie bedeutend und einträglich der Weinhandel war.) Sogar ein – für das Mittelalter unüblicher - Abwasserkanal wurde freigelegt und zeugt von hohem Wohnstandard und Reichtum.

Die Aka-Besucher erlebten im Historischen Museum - dank der fachkundigen und kurzweiligen Führung durch Thomas Huth –  Frankfurt als Stadt der Kaiserkrönungen, Stadt der Sammler, Zentrum für kleinformatige Bildproduktion…

Modelle der historischen Altstadt Frankfurts leiteten über zum zweiten Teil der Führung rund um eine riesige Baustelle. Frankfurts mittelalterliche Altstadt, wurde im März 1944 völlig zerstört. Die Rekonstruktion des Gewirrs aus kleinen Gassen mit Fachwerkhäusern, davon vielen „Schwarzbauten“, stand vorerst nicht zur Debatte.

Stattdessen wurde 1972 am Rande des Areals das technische Rathaus, ein voluminöses modernes Verwaltungsgebäude, errichtet. Im selben Jahr entstand der Betonbau des historischen Museums am Römerberg. Erst 1984 wurde die Zeile der historischen Fachwerkhäuser gegenüber dem Römer rekonstruiert.

Die 2007 beschlossene Wiederherstellung der Altstadt mit ihrer kleinteiligen Bebauung machte den Abriss der Neubauten von 1972 erforderlich. Der Wiederaufbau von 35 Häusern ist geplant. 15 davon als getreue Abbilder zerstörter Gebäude, 20 als angepasste Neubauten. Ein nicht unumstrittenes Projekt.

ffm-altstadt4Vom Dach des Hauses am Dom warfen die Besucher einen Blick auf die riesige Baustelle, auf der die neue Frankfurter Altstadt entstehen soll. Man kann den geplanten Straßenverlauf erkennen – es wird eng werden. Kuschelig? Ist es die Behaglichkeit, die Fachwerk und enge Gassen ausstrahlen, die sie so beliebt machen? Zum Anschauen jedenfalls und zum Fotografieren. Auch zum Bewohnen?

Bis 2017 soll die Altstadt fertiggestellt sein. Wer will kann sich schon jetzt auf einen virtuellen Rundgang durch die Gassen begeben.

Ein Dank an Thomas Huth für die lebendige Schilderung der „Merkwürdigkeiten“ Frankfurts und an Adele Daily für die Organisation der Veranstaltung.

marwen