Aber: Es ist gut, dass es Menschen gibt, an die sich Hilfebedürftige wenden können

Zwanzig Prozent der Deutschen – 16 Millionen Menschen – sind über 65 Jahre alt. In Darmstadt gehören 18 Prozent der Stadtbevölkerung (26.000 Bürgerinnen und Bürger) zu dieser Gruppe. Von den über Fünfundachtzigjährigen ist fast die Hälfte pflegebedürftig. Die meisten wollen in den vertrauten vier Wänden bleiben. Aber nur 5 Prozent der Wohnungen sind barrierefrei.

Erst langsam wird die Infrastruktur dem demografischen Wandel angepasst.

Zu Beginn der zweiten Veranstaltung der Reihe „Wie wollen wir im Alter leben?“ stellte Irmgard Naß-Grigoleit dem Publikum im Vortragsraum vier Gesprächspartner vor, die sich in ihren Organisationen für Versorgungssicherheit im Alter einsetzen.

Wolfgang Bauer-Schneider repräsentierte den Verein „Hiergeblieben“, er ist außerdem Geschäftsführer der Neuen Wohnraumhilfe. „Hiergeblieben“ wurde 2013 in Kranichstein gegründet und hat inzwischen mehr als 100 aktive Mitglieder. Sie bieten Nachbarschaftshilfe und regelmäßige Treffen im Bürgerzentrum mit einer „Biete-Suche-Börse“ an. Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Räume sollen später von Pflegediensten mitbenutzt werden. Kontakt zu „Hiergeblieben“: Tel. 06151/9813337.

Daniela Wagner vom Vorstand der Bauverein AG berichtete vom Engagement der städtischen Tochter auf dem Gebiet der Seniorenwohnanlagen. In den fünf Wohnkomplexen in Arheilgen und am Schwarzen Weg sowie am Albinmüllerweg leben Fünfundsechzig- bis über Neunzigjährige zusammen. Hightech in Form eines Sicherheitsbandes, kombiniert mit menschlicher Zuwendung durch regelmäßige Patenanrufe, sind durch das Dienstleistungsangebot „Sophia“ (Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alltag) gewährleistet. Die Wohnwirtschaft trage der Buntheit der Gesellschaft Rechnung, aber auch dem demografischen Faktor, sagte Wagner: Es werde zunehmend auf Barrierefreiheit Wert gelegt. Auch unterstütze der Bauverein intergenerative Wohnprojekte. Kontakt: Sonderteam der Bauverein AG: 06151/2815-200, Internet: www.bauvereinag.de.

Petra Wendling vom Pflegestützpunkt Darmstadt berät und unterstützt zusammen mit einer Kollegin trägerneutral und kostenlos Pflegebedürftige und deren Angehörige, wenn sie Sozialleistungen und Hilfsangebote in Anspruch nehmen wollen. Den Pflegestützpunkt gibt es seit November 2010 in Darmstadt. Es ist die erste Anlaufstelle für gesetzlich Versicherte, nicht aber für Privatversicherte. „Das Thema Pflege ist nicht sexy“, stellte Petra Wendling fest. Viele Ältere machten sich erst nach Schicksalsschlägen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt über ihre Versorgung im letzten Lebensabschnitt Gedanken. Sie kann und darf keine Heime oder Pflegedienste empfehlen, weist die Betroffenen und ihre Angehörigen aber auf hilfreiche Berichte oder nützliche Internetadressen hin. Kontakt zur Pflege- und Sozialberatung: Tel. 06151/6699631.

Dorothee Munz-Sundhaus vom DemenzForum Darmstadt berichtete von dem Versuch, das Altgedächtnis von demenziell veränderten Menschen im „seniorensensiblen Arheilgen“ durch verschiedene Angebote zu fördern. In Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden und Vereinen wurden Menschen mit Demenz zum Boule spielen, singen, tanzen und sportlicher Bewegung motiviert. Seit fünf Jahren schult Dorothee Munz-Sundhaus Polizisten im Umgang mit demenziell Gestörten, und inzwischen interessieren sich auch Friseure für das Thema. Als Erfolg der geduldigen Werbung des DemenzForums um Verständnis für die Betroffenen wertet sie es, dass sie zunehmend auch bei Gewerbetreibenden Mitstreiter findet: Der Rewe-Konzern lässt seine Mitarbeiter bereits zum Thema Demenz schulen. Kontakt zum DemenzForum: Tel.06151/967996. Internet: www.demenzforum-darmstadt.de

Die Reihe „Wie wollen wir im Alter leben? wird am Dienstag, 23. September, um 18 Uhr im Vortragsraum fortgesetzt. Hanni Skroblies spricht über ihre zehnjährigen Erfahrungen mit dem Jung-und-Alt-Wohnprojekt „Wohnsinn“ in Kranichstein, der Altersmediziner Dr. Hansjörg Werner über seine persönliche Altersplanung und Wolf Dietrich Voltmer, Bewohner des Altenzentrums auf der Rosenhöhe, über die Vor- und Nachteile des Betreuten Wohnens.

pep