Auch wer die örtlichen Verhältnisse der Goethe-Universität Frankfurt einigermaßen kennt, weiß eher über die lange bestehenden Uni-Areale in Bockenheim, Niederrad und Westend Bescheid. Der Aufbau des Campus Riedberg wurde erst 1993 begonnen. Aber Maria Arnold fand unter den rund 20 supermodernen Instituts-Gebäuden der Naturwissenschaften das Biozentrum heraus.
Dort trafen wir unserer „Führerin“, Frau Astrid Jacobs. Die promovierte Kunsthistorikerin ist keine Uni-Angehörige, sondern arbeitet als professionelle Kunst-, Kultur- und Stadtführerin im eigenen Institut. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ihr Rundgang mit Bildern und Kunstobjekten (z. B. von Chris Kirschen, die Schrott verarbeitet) beginnt, die in den Gängen und den Freiflächen zwischen den Gebäuden zu sehen sind.
Ein erster Vertiefungspunkt ist der zum Biologicum gehörende neue Wissenschaftsgarten mit rund 2000 Arten subtropischer und tropischer Pflanzen und einem aus drei Halbtonnen bestehenden Gewächshaus, an das auch ein Büro angegliedert ist. Der Wissenschaftsgarten am Riedberg ist als Ort des Selbststudiums und der Erbauung für Besucher offen. Das Biozentrum veranschaulicht die architektonische Modernität des Campus zum Beispiel dadurch, dass alle Lehr- und Arbeitsäume mit natürlichem Licht und ohne Sonnenschutz auskommen. Nur Labore und die Bibliothek liegen tiefer. Im Otto-Stern-Zentrum (in dem wir später eine Kaffeepause einlegen) befinden sich zwei übergroße modern konzipierte Hörsäle für Eröffnungsveranstaltungen und Vorträge, die barrierefrei erreichbar sind und in Eingangsnähe Rollstuhlplätze vorsehen. Die teilweise auffallend komfortable Bauweise und Ausstattung der Mitarbeiter- und Besprechungslounges sowie der chicen Pausenräumchen erklärt Frau Jacobs mit der Konkurrenz gegenüber anderen Hochschulen und mit der finanziellen Unterstützung ortsansässiger Industrie (Aventis, Hoechst).
Ein Höhepunkt unseres Rundgangs ist der Kurzbesuch in der Zentralen Bibliothek für den Campus mit 300 Leseplätzen und 300.000 Bänden. Der Besuch der Galerie der Nobelpreisträger aus Frankfurt war nicht minder eindrucksvoll.
Zwei ‚heimatlich’ bedingte Aspekte könnten den Besuchern aus Darmstadt beim Besuch des Campus Riedberg spezielle Aufmerksamkeit wert sein: In einer langen Reihe prominenter Köpfe erkennt man Prof. Dr. Friedemann Schrenk, der früher als Paläoanthropologe und Homonitenforscher an der TU Darmstadt und eine entsprechende Abteilung im Landesmuseum Darmstadt geleitet hat. Heute leitet er das Forschungsinstitut Senckenberg. Sehr bekannt und hoch geehrt ist in Frankfurt das Ehepaar Giersch, die in Darmstadt u. a. das Trainings- und Informationszentrum (TIZ) für junge Unternehmensgründer gestiftet haben. Auf dem Campus Riedberg fördern die Gierschs, die auch als Kunstliebhaber und Sammler bekannt sind, die im Aufbau befindlichen Wohnheime und Kitas.
wsw