holzblasinstrumente-120-wz- diesmal Holzblasinstrumente

Ganz in der Nähe von Darmstadt finden sich Schätze für die Serie: Musikinstrumente aus der Nähe betrachtet. Im kleinen Nauheim (GG) gibt es eine der acht deutschen Holzblasmanufakturen (von ca. 13 weltweit). Die Familie Püchner stellt seit 4 Generationen, ursprünglich aus Graslitz/Böhmen kommend, wunderschöne, wohlklingende Instrumente her. 
Nach dem der Abbau von Bodenschätzen dort im Erzgebirge unrentabel geworden war, mussten die Bergleute andere Erwerbsmöglichkeiten finden.

Seit 1669 ist in dieser Gegend Geigen-, Holz- und Blechblasinstrumentenbau nachgewiesen. „Lehr- und Wanderjahre“ und letztendlich die politischen Wirren über viele Jahrzehnte hinweg, verschlugen Vinzens Püchner 1948 nach Nauheim, wo schon andere Graslitzer Instrumentenmacher einen neuen Standort gefunden hatten. „Zunächst konnten lediglich Notenpulte, Mundstücke und Motorradhupen gefertigt und an Blasinstrumenten bloß Reparaturen durchgeführt werden, da es an getrockneten Hölzern für den Neubau (von Instrumenten) fehlte.“ (Zitat aus der Festschrift 100 Jahre Püchner)

Ja, das ist das Wichtigste: Das trockene Holz! Im Lager der Firma wartet das Material für ein zukünftiges Instrument ca. 28 !!! Jahre. Etwa 40 Jahre wuchs ein Berg-Ahorn, ein Rosenholz- oder Veilchenholzbaum, bevor er reif für seine künstlerische Zukunft war. Die Größe der Poren im Holz sind u .a bestimmend für die Verwendbarkeit.

Wir verfolgten die Herstellung eines „normalen“ Fagotts. (Ein Kontrafagott ist das größte Holzblasinstrument; könnte man es gerade biegen, wäre es länger als ein Alphorn.)
Ein 8eckiges Holzstück, Kernstück des Fagotts, bekommt die Bohrungen, die durch Handarbeit überprüft werden, wird gedrechselt, gebeizt, 12x lackiert, poliert, geschliffen usw. Klappen und Stäbe werden von Mitarbeitern in Heimarbeit auf Passgenauigkeit überprüft, bevor diese versilbert werden und der letzte Produktionsvorgang beginnt: der Zusammenbau und das Ausstimmen durch den Chef persönlich.

Püchner produziert auf Bestellung, die Lieferzeit dauert ca. 15 Monate; ein Instrument kostet zwischen 13 000 € und 40 000 €.

Eine chinesische Konkurrenz fürchtet man nicht, denn Püchner liefert selbst weltweit, auch in den fernen Osten (oder ein regenbogenfarbiges Fagott nach Manaus in Brasilien).

Dieser Instrumentenbauer ist ein idealer Fragenbeantworter: ruhig, geduldig, freundlich.
Es gab beim gemeinsamen Schmaus im „Braustüb‘l“ viel Gesprächsstoff.

mika