Wir besuchen eine Paramentenwerkstatt
Wer das seinen Bekannten mitteilte, erntete bei den meisten Angesprochenen Unverständnis, da kaum jemand das Wort Paramenten kennt. Na denn:
„Paramentik ist in Wissenschaft und Lehre eine akademische Disziplin, die im Bereich der Praktischen Theologie angesiedelt ist und sich mit der Gestaltung liturgischer Kleider und gottesdienstlicher Textilien befasst
…auch mit der sachgemäßen Ausstattung von Kirchen, insbesondere mit Altar (Antependium) und Kanzel. Erkenntnisse und Überlegungen aus der Ästhetik, der Liturgik und der christlichen Kunst fließen ein.“ …sagt wikipedia.
8 Mitglieder der Aka besuchten die Textilwerkstatt am Fuß der Mathildenhöhe im Zusammenhang mit Dr. Krenskis eindrucksvollen Vortrag der letzten Woche: „Der Pfarrer als Schauspieler – wie (ver-)kleidet er sich?“
In der Darmstädter Werkstatt werden allerdings nur Stolen entworfen und hergestellt, die evangelische Geistliche über dem schwarzen oder weißen Talar tragen, die katholischen Priester über der weißen Albe. Sehr eindrucksvoll sind Wechselstolen, bei denen mithilfe der modernen Klettverschlüsse die beiden langen Teile an einem „Verbindungsstück“ ausgetauscht werden können – aus 1 mach‘ 4.
Altar- und Kanzelüberwürfe in den verschiedensten Ausführungen – Originale oder Abbildungen - sind in großer Anzahl in den Arbeitsräumen ausgestellt. Ihre Farbgestaltung orientiert sich an den liturgischen Farben des Kirchenjahres: violett, weiß, grün, rot, schwarz. Man jongliert mit den Grundfarben, nutzt die Vielfalt der Farbstufen, erprobt die Wirkung der künstlerischen Entwürfe in den vorgesehenen Örtlichkeiten, „spielt“ mit den unterschiedlichen Wirkungen der Materialien (Wolle, Seide, Leinen, Filz u.a.), nutzt den Reiz von Applikationen und verwendet sogar Blattgold. Die früher mehr benutzten christlichen Symbole (Christusmonogramm, Kreuz, Fisch, Alpha und Omega usw.) werden heute ersetzt durch grafische, jedoch nicht weniger sinnhafte Stoffmalerei o.ä.
Die drei angestellten Stickerinnen beherrschen viele textile Techniken, mit denen sie aus den Entwürfen verschiedener Künstler neue Kunstwerke herstellen.
Jeder der Teilnehmer wird ganz sicher in Zukunft die textile Gestaltung einer Kirche, die oft im Zusammenhang mit den farbigen Glasfenstern entworfen wurde, mit anderen Augen sehen, ganz sicher auch unter dem Gesichtspunkt, wie viel Arbeit in diesen Stücken steckt.
Wohl keiner von uns hat mit so vielem Überraschendem gerechnet. Es fällt uns leicht, auf die Ausstellung der Textilwerkstatt vom 25.10. bis 22.11.14 in der Stiftskirche (Stiftstr./Ecke Erbacher Str.) hinzuweisen. Es lohnt sich sicher!
mika