Es muss nur der Strom kurz ausfallen, dann wäre Darmstadt blockiert. Die von uns meist ungeliebten roten Ampeln sollten wir lieben lernen, denn normale Stopp-Schilder allein helfen an komplexen Kreuzungen nicht wirklich. Geplant, gesteuert und gewartet werden die elektrischen „Signalgeber“ und alle andere Hinweiszeichen auf Darmstadts Straßen von einer kleinen 3-Mann-Abteilung im Straßenverkehrsamt Darmstadt.

Beachtliche Zahlen waren der nüchterne Einstieg in die Präsentation: Rund 20.000 Verkehrsschilder, 120 Knotenpunkte mit SGA (SignalGeberAnlage), dazu 55 reine Fußgängerübergänge mit FSA (FußgängerSchutzAnlage) gibt es auf städtischem Gelände. Solch eine Signalanlage neu zu errichten kostet den Stadtsäckel zwischen 10T (einfache FSA) bis zu 400T € (z.B. die SGA an der Kreuzung Rhein/Neckarstraße). Kabel, Kanäle, Erdarbeiten, Masten, Ampeln, Elektronik, Programmierung und nicht zuletzt externe Lohnkosten summieren die Ausgaben zu solchen Höhen. Dank intelligenter Systeme (z.B. vollautomatischer Video-Steuerung) können Anlagen zwar immer flexibler auf unterschiedliche Verkehrsströme reagieren, aber - sie haben ihren Preis.

Der Mitarbeiter und Fachmann Peter Lauer konnte uns anhand von Live-Bildern die Funktionsweise der Video-Systeme erläutern. Was da passiert, war leicht zu verstehen; das „Wie“ - d.h. die entsprechende Programmierung - wird einem Laien ein offenes Geheimnis bleiben. Man wünscht und erkennt nur, dass alles gut und in der Regel situationsgerecht funktioniert.

Was für einen normalen Verkehrsteilnehmer subjektiv falsch gesteuert erscheint, sei objektiv oft nicht haltbar, so die Erklärung von Herrn Lauer. Jeder hätte sicher gerne eine „grüne Welle“ für seinen Fahrweg, also dauernd Ampeln mit grünem Signal, wenn er sich einer Kreuzung nähert. Das Einrichten einer solchen Welle mag einer kleinen Menge von Fahrzeugen Vorteile bringen, aber alle anderen Autofahrer in der Gegenrichtung oder in den Seitenstraßen seien die Verlierer und zu Recht verärgert. Zusätzlich „stört“ die absichtliche Bevorzugung von Bussen und Bahnen - sie sollen ja am ehesten freie Fahrt haben.

Wir sind es gewöhnt und wollen nicht mehr darauf verzichten: jeder Verkehrsteilnehmer hat sein eigenes Signal zu beachten. Vom Bus über Auto, Fahrrad, Fußgänger, Sehbehinderte (Tonsignal) bis hin zum Schulkind (Ampelmännchen): jedem wird speziell Rechnung getragen. Jede Kreuzung hat zudem einen eigene Phasenabfolge: Jede Phase gibt einer bestimmten Gruppe von Verkehrsteilnehmern grünes Licht. Ob starre oder flexible Regelung dieser Phase notwendig ist, entscheidet der Fachmann.

Neuerdings erkennen Wärmekameras an neuralgischen Punkten Menschenströme und verlängern bei Bedarf die Grünphase des Fußvolks, besonders in der Nähe von Schulen. Alle Welt hat zur Zeit berechtigte Angst vor Erfassung von Daten und Bildern, hier im Verkehrswesen hat sie ihre uneingeschränkte Berechtigung, denn: gespeichert werden die Videobilder nicht. Ausnahme sind die Blitzer, aber das ist eine andere Geschichte und Absicht…

Das Straßenverkehrsamt sieht sich gelegentlich erbosten Anrufern ausgesetzt, die mit irgendwelchen Gegebenheiten nicht einverstanden sind. Herrn Lauers Wunsch an die Anrufer in solchen Fällen: lieber fragen: „Warum ist das so und so?“ als gleich mit Schimpfwörtern und Beleidigungen zu beginnen.

kpr

PS: die abgebildete Zeichnung gibt schematisch die Kreuzung Landgraf-Georg-Straße mit der Teichhaus-/Pützerstraße wieder.