Datterich-mdDer ist kein echter Darmstädter, der nicht aus dem Stand mindestens drei Zitate dahersagen kann.

Diese Lokalposse von Ernst Elias Niebergall (1815 – 1843 ), wenn auch von Richard Moritz Meyer als „genialstes Lokalstück Deutschlands“ bezeichnet, beschreibt einen eng umrissenen Personenkreis, eine typische Biedermeier-Atmosphäre und wenige bürgerlich geprägte Spiel-Plätze. Die Sprache ist Darmstädterisch.

1837 fand die erste nachweisbare Aufführung im Chausseehaus statt, dem Gebäude, in dem sich heute der Vortragsraum der Akademie 55 plus befindet.

Na gut, nicht alle Einwohner unserer Stadt verstehen diesen Dialekt und gehen auch im Alltag damit um: „ Isch maan, isch deht  Ihne kenne, Sie hawwe mer so e bekannt Physionomie“ und manch einer kommt hier und da in die Lage, wo er sagen möchte: „Isch deeht en so gern haache!“

Eine bildhafte Sprache erfordert eine sprechende Illustration. Wie Karl-Eugen Schlapp bei seinem Vortrag: "Der Datterich und seine Illustratoren" am 29.10.14 betonte, konnte er, viel mehr als vermutet, bedeutende Illustratoren ausfindig machen.

Jakob Meinrad Bayrer, ein Freund Niebergalls und des Architekten Georg Moller, gestaltete die Erstausgabe 1841. Er und die nachfolgenden Künstler versuchten mit viel Erfolg die komisch-tragische Figur des, von seiner Umwelt nicht sonderlich gut gelittenen Schnorrers treffend darzustellen. Sie benutzten Zeichnungen, Stiche, Radierungen, Lithographien und Scherenschnitte.

Die Motive ähneln sich in den meisten Ausgaben. Unerlässlich ist die Bekanntschaft mit Schmidt und Lisettchen, die Dachstubenszene mit dem verärgerten Bengler und die Begegnung an den Drei Eichen mit den Polizisten. Der Grund ist wahrscheinlich, dass Niebergall zu jeder Szene sehr genaue Vorgaben machte und alle Handlungen streng vorgeschrieben waren.

Nach Bayrer taten sich auf dem Gebiet der Illustration noch folgende Künstler besonders hervor: Emil Preetorius, Hartmuth Pfeil, Adolf Beier, Fritz Kredel, Hermann Müller, Hermann Pfeiffer, Karl Balser u.a. In anderem Zusammenhang, der Gründung der Darmstädter Sezession, kennt man den Namen Well Habicht.

Der Referent fand so viele Buchformate und verschiedene Ausführungen, dass er zum Datterich-Jahr 2015 einen weiterführenden Vortrag anbieten kann.

Mache mer dohie? Eher wie net!

mika