„Wo wollt Ihr denn hier einen Hafen besichtigen – und in dieser Jahreszeit?“ Das ist eine berechtigte Frage, wenn eine Darmstädterin mit leichtem Dialekt Auskunft über die Veranstaltung aus der Serie Musikinstrumente gibt. Also nochmal: Wir besichtigen die Werkstatt eines HaRRRfenbauers (mit dreifach gerolltem R) in Seeheim.
Mein erster Eindruck in den zwei kleinen Kellerräumen war: Huch, so wenig Platz, so wenig Werkzeug und nur drei Maschinchen! Aber Herr Knopp, Harfenbauer und Harfenspieler überzeugte die kleine Gruppe Aka-Mitglieder, dass auch im Falle Harfenbau Qualität, nicht Quantität ausschlaggebend ist für die Schaffung so exquisiter Musikinstrumente (Chordophone), die er uns zeigte und später auch vorführte.
„Lust auf Harfe“ entstand bei einer Rucksacktour durch Irland, wo er die Keltische Harfe kennen lernte. Von den Skizzen, während der Heimfahrt auf dünne Servietten gekritzelt, bis zur Perfektion des heutigen Instrumentenbauers war viel durch Eigeninitiative, Lesen und Zuschauen zu lernen, denn eine ausgesprochene Lehre gibt es nicht.
Seit ca. 5 000 Jahren kennt man aus ägyptischen und vorderasiatischen Darstellungen dieses Zupfinstrument, dessen Saiten in einen Rahmen aus Holz gespannt sind und senkrecht (manchmal auch schräg) zum Resonanzkörper stehen. Herr Knopp zeigte einen Jagdbogen, wie ihn primitive Völker benutzten, bei dem eine einzige Sehne nicht nur dem Pfeil Tempo macht, sondern auch einen dumpfen Ton erzeugt. Man entdeckte im Laufe der Zeit die Wirkung eines angefügten Klangkörpers (Kalebasse) und weiterer Saiten. Daraus entwickelten sich über Jahrhunderte die heutigen Harfenformen (Volksharfe / Konzertharfe usw.).
Eine Konzertharfe kann 180 cm hoch und 40 kg schwer sein. Für den Erwerb einer Harfe muss gut und gerne der Preis eines Mittelklasseautos angespart werden. Die Herstellungszeit von 6 – 12 Monaten dürfte dazu nicht ausreichen.
Manche Aka-Teilnehmerinnen sind durch Besuche bei anderen Instrumentenherstellern geübt und fragen gezielt nach Holzarten, Material der Saiten, Fertigungsprozessen, Funktion der Stimmstifte, Halbtonhebel und Pedale. Aber alle staunen, dass eine Harfe einem Klavier ähnlich ist und Klavierspielern das Erlernen des anscheinend so komplizierten Instrumentes relativ (?!) leicht fällt.
Auf alle Fragen bekommen wir eine ausführliche Antwort, bevor Frau Henrichs an die vorgerückte Zeit und die im Wohnzimmer wartenden Konzertbesucherinnen erinnert.
Ein Schlückchen Wasser oder Saft, ein Salzstängelchen oder Mini-Schaumgebäck (früher Mohrenköpfchen), ein Sitzplatz im kuscheligen Eckchen bei gedämpfter Beleuchtung, leise knisterndes Kaminfeuer –„Der Hund bleibt draußen, der mag sowieso keine Harfe!“ – und 14 Zuhörer sind bereit, dem Duo Harfenzauber (M.Henrichs/U.Knopp) gespannt zu lauschen und sich überraschen zu lassen von den ungewöhnlichen Musikstücken.
„Harfe und mehr“ ist auf ihrer CD angegeben. Mehr – heißt Zusammenspiel von Harfe und Harfe, und Gitarre – und keltische Querflöte – und „Rassel-Ei“ und, besonders apart und wohlklingend: Akkordeon. Leider erzeugen 14 Händepaare nicht so viel Applaus-Sound, wie für diesen überraschenden Abend angemessen wäre. Wir packen jedoch die Gelegenheit beim Schopf: www.holzzauber.net wird eingeplant für ein Konzert im 2.Hj 2015.
Text und Fotos: mika