prof kollmar-daIm gut besuchten Vortragssaal der Barmer GEK erläuterte Prof. Dr. med. Rainer Kollmar, Direktor der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Darmstadt diese Aussage: Seine Freude beziehe sich auf das gestiegene Bewusstsein der Menschen für Bewegungserkrankungen. Man sei bei motorischen Störungen viel eher bereit als früher, einen Facharzt aufzusuchen.

 Ist Zittern ein sicherer Hinweis auf Parkinson?“ war diesmal das Thema von Professor Kollmar. Die Antwort lautet: Nein. Prof. Kollmar ist bei der Aka55plus kein unbekannter Referent. Im April 2013 war er dem Schwindel auf der Spur, jetzt dem Morbus Parkinson.    

Bereits 1817 beschrieb der englische Arzt James Parkinson erstmals Symptome der später nach ihm benannten Krankheit.

Die Parkinsonerkrankung gehört zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Es handelt sich um eine chronisch fortschreitende, aber in der Regel gut behandelbare Krankheit des Gehirns. Das Parkinsonsyndrom zeigt sich meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, aber es kann auch Menschen in jüngeren Jahren treffen. Bekannte Persönlichkeiten litten bzw. leiden an dieser Erkrankung, z.B. Papst Johannes Paul II. oder der Boxer Muhammad Ali.Nach neuesten Untersuchungen gibt es in Deutschland etwa 250.000 Menschen mit Parkinson. Die Begriffe Parkinson-Krankheit, Morbus Parkinson, idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), primäres Parkinson-Syndrom werden synonym verwendet. Idiopathisch bedeutet „ohne erkennbare Ursachen auftretend“, was die Tatsache beschreibt, dass die Ursachen für diese Erkrankung noch immer ungeklärt sind.Neben dem idiopathischen Parkinson-Syndrom kennen die Mediziner noch das sogenanntesekundäre oder symptomatischeParkinson-Syndrom, bei dem eindeutige Auslöser wie z.B. bestimmte Medikamente, giftige Substanzen(z.B. Schwermetalle), Schilddrüsenerkrankungen oder eine Hirnverletzung Parkinson-Symptome verursachen.

Zittern (Fachbegriff: Tremor) ist auch in alltäglichen Zusammenhängen relativ häufig und kein eindeutiges Symptom.Jeder kennt z. B. Kälte-Zittern, Angst-Zittern, Erregungs-Zittern, Stress-Zittern u. a. Das ist normal (physiologischer Tremor)und geht wieder vorbei.  .

Es gibt vier klinische Hauptsymptome, die die Parkinsonkrankheit kennzeichnen.

  • Rigor (Muskelsteifheit, Rigidität)
  • Tremor (Ruhezittern, Ruhetremor)
  • Akinese (auch Bradykinese oder Hypokinese, Bewegungshemmung, -armut)
  • Gestörte Halte- und Stellreflexe, Gang- und Gleichgewichtsstörungen

Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich unterschiedlich schnell entwickeln. Eine eindeutige Diagnosestellung durch einen Facharzt ist erforderlich, um die richtige Behandlung einzuleiten.

Neben diesen motorischen Charakteristika lassen sich bei vielen Parkinsonpatienten nicht-motorische Symptome wie etwa Riechstörung, Depression, autonome Störungen (Harndrang, Verstopfung, Schwitzen) und Demenz beobachten.

Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der biochemische Hintergrund der Krankheit aufgedeckt: Bei der Parkinsonerkrankung entsteht durch das langsame Absterben von Zellen in der Substantia nigra (Kernareal im Gehirn) ein Mangel an Botenstoff Dopamin, dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter, die Informationsübertragung ist gestört.

Diese Erkenntnisse eröffneten den Weg für die Therapie mit L-Dopa. Es geht darum, das Dopamin in den Nervenzellen zu vermehren. Ein L-Dopa-Test prüft, ob sich die Beschwerden bessern, wenn der Spiegel des Botenstoffes im Blut steigt. Ist das der Fall, dann können Dopamine Symptome mildern, das Fortschreiten der Krankheit verzögern, Lebenskräfte stärken.

Die heutige L-Dopa-Therapie, die immer noch als Goldstandard bezeichnet wird, hat die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Parkinson-Patienten grundlegend positiv verändert. Wesentlich sind ein frühzeitiges Erkennen, eine gute medikamentöse Einstellung und die regelmäßige Einnahme der Medikamente. In den ersten Jahren der Erkrankung kann sogar eine vollständige Symptomfreiheit erwartet werden, diese Phase wird auch als „honeymoon“ bezeichnet. Bei Parkinsonpatienten im fortgeschrittenen Stadium kann die Wirkung der Medikamente nachlassen. Dann stellen neurophysiologische Therapien (Tiefe Hirnstimulation) eine gute Behandlungsalternative dar. Das Verfahren wird bislang aber nur bei wenigen Patienten (besonders schwer Betroffene, langjährig erkrankt) angewendet.

Bei der Behandlung spielen neben der medikamentösen Behandlung die aktivierenden Therapien (Physio-, Ergo-, Sprach- oder Kunsttherapie) eine große Rolle. Sie dienen der Stabilisierung der Patienten.

Weiterhin kommt auch den Selbsthilfegruppen eine wichtige Aufgabe zu. Sie können eine große Hilfe für die Betroffenen sein. Die Regionalgruppe Darmstadt befindet sich in Mühltal.

Deutsche Parkinson Vereinigung, Bürgerzentrum Nieder-Ramstadt, Ansprechpartnerin:

Helga Bock, Tel.: 06151-146436.

Fazit: Morbus Parkinson eine chronisch neurodegenerative Erkrankung, die – rechtzeitig erkannt - viele Therapieoptionen hat und gut behandelbar ist. Dabei ist die Erhöhung der Lebensqualität ein wichtiges Ziel.

SG