Eine Aka-Gruppe auf der Suche nach dem richtigen Plätzchen
Als wir die Aka vor über acht Jahren gründeten, waren die meisten der elf Gründungsmitglieder Anfang 60, frisch im Ruhestand und neugierig darauf, was die viele Freizeit für Möglichkeiten bieten würde. Unser Verein wuchs und wuchs und bot die interessantesten Unternehmungen an: Reisen, Sport machen, neue Sprachen lernen, kreativ werden. Zwischendurch gab’s auch immer wieder mal ein Angebot wie „Patientenverfügung“ oder eine Reihe „Vom Leben und Sterben“. Aber diese Themen wurden nur zögerlich angenommen, der Saal im NR 30 war viel zu groß für die wenigen Interessenten.
Jetzt sind wir eine ganze Ecke älter. Und viele von uns haben angefangen, sich immer wieder die Frage zu stellen: Wie – und wo - will ich eigentlich leben, wenn die Kräfte nachlassen, das Laufen schwer fällt oder ich nicht mehr alleine zurechtkomme?
Sigrid Geisen und ich organisierten im Fachbereich Gesellschaft eine Veranstaltungsreihe, in der diese Frage beantwortet werden sollte – aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Jürgen Frohnert, der Vorsitzende der „Fachkonferenz Altenhilfe“ gab gleich zu Beginn einen eindrucksvollen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, den letzten Lebensabschnitt in Darmstadt zu verbringen. Er gab Tipps, wo man professionelle Hilfestellung bekommt, welche Einrichtungen es für betreutes und alternatives Wohnen gibt und wo man als pflegebedürftiger Mensch eine angenehme Umgebung findet.
Vier „Heime“ wollten wir uns anschauen.
- Das Altenzentrum Rosenhöhe (Dieburger Str. 198)
- Den Wohnpark Kranichstein (Borsdorffstr. 44)
- Das Lilienpalais (Gagernstr. 5)
- Das DRK-Altenzentrum Fiedlersee (im Fiedlersee 43)
Schon in den Vorgesprächen mit den Leiterinnen und Leitern (Inka Kinsberger, Christine Köhler-Richter, Manfred Held und Erik Schmekel) stellte sich heraus, dass alle Beteiligten aufgeschlossen auf unsere Vorstellungen reagierten , bereit waren, ihre Häuser zu öffnen und alles, was wir wissen wollten, zu beantworten.
Unsere Aka-Gruppe konfrontierten wir vor dem allerersten Besuch mit zwei Fragen. Angenommen, Sie haben sich entschlossen in ein Heim zu gehen: Wovor haben Sie Angst? Was wünschen Sie sich?
Bei den Ängsten wurde von fast allen Teilnehmern an erster Stelle das „Zweibettzimmer“ genannt. Es folgten die Stichworte „Bevormundung“, „nervige Mitbewohner“ „kein Park oder Garten“ sowie „schlechte Lage.“
Bei den Wünschen stand ganz oben die „eigene Wohnung“ und die „Selbständigkeit“, gefolgt von „netten Menschen, mit denen man etwas unternehmen kann“„gesunder Verpflegung“, „guten Freizeit- und Sportangeboten“ sowie – ganz wichtig- „einem bezahlbaren Preis“,
Und dann gingen wir vier Wochen lang am Dienstag Nachmittag auf Erkundungstour, ausgestattet mit einem Spickzettel voller wichtiger Anhaltspunkte. So gab es neben den ausführlichen Rundgängen auch jedes Mal interessante Fragestunden. Im Abschlussgespräch bekamen dann sämtliche Einrichtungen nicht nur eine gute Beurteilung, es kristallisierten sich auch folgende Aussagen heraus:
- Alles, was vorher als „besonders wichtig“ angegeben wurde, wird auch jetzt genannt. Bei der Beurteilung der einzelnen Heime werden Lage, „Grün-Faktor“, Freizeitangebote, Verpflegung und Ausstattung der Zimmer durchweg positiv beurteilt.
- Niemand möchte ein Zweibettzimmer bewohnen. (Da müssen die Heimbetreiber und Kommunalpolitiker sich wohl etwas einfallen lassen.)
- Das Thema „Finanzierbarkeit“ schwebt weiterhin als Damoklesschwert über vielen Rentnerinnen und Rentnern. Denn wer nur begrenzte Alterseinkünfte hat, wird zumindest beim „betreuten Wohnen“, für das es keine staatlichen Zuschüsse gibt, keine großen Sprünge mehr machen können – wenn er den vierstelligen Monatsbeitrag denn überhaupt aufbringen kann.
Die letzte Überlegung führte dann unweigerlich zur Anschlussfrage:
Wo gibt es denn in Darmstadt überhaupt eine Möglichkeit, so zu leben , wie die Aka-Gruppe das im Alter gern möchte – im eigenen Wohnbereich, aber in Verbindung mit anderen, mit Freizeit- und Sportangeboten, mit leckerem, gesunden Essen, mit der Möglichkeit der Betreuung und Pflege: und das zu einem Preis, den die Rente hergibt?
Wir bleiben dran am Thema und schauen uns im nächsten Semester alternative Wohnformen an (Wohnsinn und die geplanten Gruppenprojekte in den ehemaligen amerikanischen Kasernen). Wir haben auch einen Experten zum Thema „Pflegekräfte aus Osteuropa“ eingeladen. Und zum Schluss werden wir wieder ein Fazit ziehen, ehe es schließlich im Herbst eine Podiumsdiskussion geben wird. Titel? Natürlich: Wie wollen wir im Alter leben?
Heidrun Bleeck