Als „Teil unseres natürlichen Alterungsprozesses“ bezeichnete Prof. Dr. med. Karl-Heinz Emmerich, Direktor der Augenklinik am Klinikum Darmstadt den „Grauen Star“, auch Katarakt genannt, bei seinem Vortrag bei der Aka 55plus im vollbesetzten Vortragsraum der Barmer GEK.
Die Linse im Auge wird im Laufe des Lebens dicker, fester und trüber und damit undurchlässiger für Lichtstrahlen. Als Störung wahrgenommen wird dies zunächst nicht.
Wenn man im fortgeschrittenen Verlauf des Prozesses jedoch die Umwelt verschwommen sieht, als stünde man „unter einem Wasserfall“ (Katarakt) und wenn die Lesefähigkeit schwindet, wird es höchste Zeit, etwas zu unternehmen.
Denn lässt man der Krankheit ihren Verlauf, so kann dies zu vollständigem Erblinden führen. Ein bitteres Schicksal, da etwa 90% unserer Sinneseindrücke über das Sehen wahrgenommen werden.
Was tun? Eine gesicherte medikamentöse Therapie gibt es laut Prof Emmerich nicht. Es bleibt die Operation.
Operationen am „Grauen Star“ haben eine lange Tradition. Die erste Beschreibung einer solchen stammt aus dem 18.Jahrhunder v.Chr. Auch im Mittelalter boten – oft fahrende - Bader das Starstechen an: Mit einer kunstvollen Nadel schoben sie die Linse im Auge nach unten, so dass das Licht wieder auf die Netzhaut fallen konnte. Wenn das gelang, konnten die „Operierten“ wieder ohne Brechung durch die Linse sehen. Dies führte zu einer extremen Weitsichtigkeit, die man später mit Hilfe einer „Starbrille“ (rd. 11 - 16 Dioptrin) zu korrigieren versuchte. Bei stark eingeschränktem Gesichtsfeld wurde damit Lesen wieder möglich.
Wer heute an grauem Star leidet, kann heute in der Regel mit der Wiederherstellung seiner Sehkraft rechnen. Die Operation, bei der die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt wird ist Routine geworden. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 600 000 solcher Eingriffe durchgeführt. Die Operation erfolgt in der Regel bei örtlicher Betäubung und dauert nicht länger als 20 Minuten. Durch einen winzigen Schnitt (unter 3 mm) wird der getrübte Linsenkern mit Ultraschall oder Laser zerkleinert und abgesaugt. Stehen bleibt die Linsenhülle, der Kapselsack. Anschließend wird die zusammengerollte Kunstlinse in den Kapselsack injiziert, wo sie sich selbst entfaltet und verankert.
Die Erfolgsaussicht ist hoch, die Heildauer kurz und in der Regel verbessert sich das Sehvermögen sofort. Die Operation wird in der Regel zunächst an einem Auge vorgenommen, die zweite Operation erfolgt erst nachdem der Heilungsprozess abgeschlossen ist.
Unterschiedliche Arten von Kunstlinsen stehen zur Auswahl, auf jeden Fall sollte man sich vor einer Katarakt-Operation sorgfältig beraten lassen, empfahl Prof. Emmerich. Bei einer monofokalen Linse kann man den Entfernungsbereich wählen, auf den sie ausgelegt ist. Mit einer multifokalen Linse kann man die Unabhängigkeit von einer Brille erreichen. Mit Hilfe einer Thorischen Linse kann ein Astigmatismus korrigiert werden. Eine Einschränkung: Die gesetzlichen Krankenkassen kommen nur für die Kosten der monofokalen Intraokularlinsen auf.
marwen