Es entstehen schon ungewöhnlich reizvolle Bilder, wenn ein künstlerisch hochbegabter Diplomingenieur, über viele Jahre eng mit Grundlagenforschung befasst, einen Roman oder besser einen Wissenschaftsthriller schreibt. Trotz einer eindeutigen Begabung in Sachen Kunst hatte Eberhard Malwitz einst auf Rat des Vaters eine Maschinenschlosserlehre und später in München ein Maschinenbaustudium absolviert.
Dieses Thema faszinierte ihn gleichermaßen. Über Heidelberg kam er nach Darmstadt und war über 30 Jahre lang als Leiter der Technik bei GSI beschäftigt. Aus dem dabei erworbenen Erfahrungsschatz nimmt er den Handlungsstrang seiner Geschichte „Neckarstrahl“, seinem zweiten Buch nach dem 2003 erschienenen „Donnerkeile“.
In einer gelungenen Mischung von Lesung, Interview und Gespräch gelang es Walter Schwebel als Moderator dem Publikum im Literaturhaus, den vielseitigen Künstler und sein neuestes Buch bekannt zu machen:
„Neckarstrahl“ verweist auf die Anfänge der GSI, die in Heidelberg ihren Ursprung nahm. Dort spielen auch die ersten Szenen des Romans, wobei die Hauptfigur starke Ähnlichkeit mit der Person Malwitz zeigt, was der Autor unumwunden zugibt. Die Geschichte bezieht ihre Spannung aus dem Dilemma, dass der Forscher die Entdeckung eines kristallinen Strahls geheim halten muss, einerseits weil er deren Physik nicht erklären kann und andererseits, weil er befürchtet, dass diese als Waffe missbraucht werden könnte, womit der Roman eine ganz aktuelle Bedeutung erlangt. Weil in der Geschichte auch futuristische Aspekte anklingen, die der Autor gesprächsweise dem Publikum erläuterte (z.B. Einsatz von Drohnen), wurde die Zuordnung des Buches in der Kategorie ‚Science Fiction’ anstelle Kriminalroman angesprochen. Im Kern kommt es dem Autor darauf an, den Gewissenskonflikt zu beleuchten, in den ein Forscher geraten kann, wenn er die Teamarbeit umgehen will. Die privaten Irrungen und Wirrungen der Hauptfigur und die Beschreibung einer lokalen Katastrophe sind würzige Beigaben für die Erwartungen des modernen Lesers.
Aloisia Spitaler