Eigentlich heißt die nördlichste Erhebung der Bergstraße mit einer Burgruine „Schlossberg“, aber der Name ist relativ unbekannt. Dafür ist die Bezeichnung „Burg Frankenstein“ weithin bekannt, wenngleich das keine seriös historischen Gründe hat. Der in Eberstadt lebende Dr. Erich Kraft ist als Kind an ungezählten Sonntagen hinauf zur Burgruine gestiegen und fand dabei seine Lebensaufgabe.

Er wurde Historiker, Lehrer und forscht seit Jahrzehnten über die Geschichte Eberstadts und der Burg Frankenstein. Seine auf Fakten beruhenden und durch Urkunden belegten Aussagen und Veröffentlichungen sind unter www.eberstadt-frankenstein.de zusammengefasst, oder besser: für die Interessierten ausgebreitet. Denn, was er als Vortragender zu erzählen weiß, kann leicht, trotz Kurzweil und guter PowerPoint- Unterstützung, zur Überforderung der Zuhörer führen, die sich noch nie mit dem Thema befasst haben. Seit 2007 hilft ein Geschichtsverein Eberstadt/Frankenstein bei der detaillierten Vermittlung der historischen Ereignisse rund um die Burg.

Die Burg wurde 1252 erstmals erwähnt. Die Geschichte beschreibt die Familie der Frankensteiner, die eine zahlenreiche Ausbreitung erreicht hat und heute ihren Stammsitz in dem kleinen Ort Ullstadt in Franken (südöstlich von Würzburg) lebt. Viele Jubiläumsfeiern mit Anwesenheit der Nachkommen beleben die Geschichte der Burg. Wenngleich bis zum Beginn des 20. Jh. keine Fotos vorliegen, sind die baulichen Veränderungen der Kernburg, des Turmes, der Kapelle und des Pulverturms gut nachgewiesen. Die Burgherren übten lange Zeit eine Herrschaft über 6 weitere angrenzende Ortschaften aus (z.B. Stettbach, Ober- und Nieder-Beerbach). Über die Autonomie der Burgherren waren die Landgrafen alles andere als erfreut und Kraft bot seien Zuhörern kernige Berichte darüber, was bei dem einen oder anderen Streit geschah. Nach dem Verkauf der Burg 1622 an den Landgrafen und dem Rückzug der Frankensteiner aus der Region muss leider von einem ständigen Verfall der Gebäudeteile berichtet werden.

Falschen Ruhm erlangt die Burg jährlich durch das Halloween-Spektakel, das mit der Burg nichts zu tun hat. Die englische Autorin Mary Shelly (1797-1851) hat in einem Roman, dessen Hauptfigur sie Frankenstein nannte, aber die Burg nie besucht hat, schaurige Szenen mit Experimenten an Menschen geschildert. Einige Filme in den 1930er Jahren machten die Figur populär. Der Autor und Eventmanager Walter Scheele brachte vor einigen Jahren nun ein sehr fragwürdiges „Tagebuch von Mary Shelly“ heraus, von dem sich angeblich die historischen Gräueltaten des erdachten Monsters namens Frankenstein ableiten lassen.

Dr. Kraft ist durch vielfältige Aktivitäten bemüht, das auf Lügen beruhende, aber gut vermarktbare Halloween-Spektakel von der wahren Geschichte der Burg Frankenstein zu trennen.

wsw