In den Köpfen der meisten Teilnehmer/innen galt Frankfurt-Höchst als der Inbegriff eines Industriegebietes, die Farbwerke Höchst allen bekannt. Weniger bekannt war der Aka-Gruppe die malerische Altstadt. Ingrid Scheffler schaffte es, bei strahlendem Sonnenschein das Bild von Höchst zu korrigieren.
Der Gruppe präsentierten sich neben verwinkelten Gassen und schönen Fachwerkhäusern prächtige Adelshöfe, zwei Schlösser und eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Der Ort liegt hoch über dem Main, einst als „hostat“ (hohe Stätte) bezeichnet. So entstand der Name Höchst. Erst seit 1928 ist Höchst ein Stadtteil Frankfurts, vorher war es jahrhundertelang nach Mainz orientiert. Davon zeugen noch die Grenzsteine im Zollturmgärtchen. Während Frankfurt erst 764 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist Höchst schon seit 760 historisch bekannt. Konkurrenzdenken bestimmte über Jahrhunderte das Verhältnis dieser beiden Städte.
Im Streit um den Höchster Mainzoll zwischen der Freien ReichsstadtFrankfurt und Kurmainz zerstörte 1396 ein Heer unter dem Frankfurter Stadthauptmann Johann von Kronberg die Stadt Höchst, ihre Befestigungsanlagen und die Burg. Die Altstadt wurde danach wieder aufgebaut. Im Zuge dieses Wiederaufbaus wurde die Stadt mit einer der Zeit entsprechenden Stadtbefestigung versehen und bis 1475 zweimal erweitert, heute ist die Stadtmauer kaum noch einen Kilometer lang. Die meisten Fachwerkhäuser auf mittelalterlichem Stadtgrundriss stammen aus der Zeit nach dem großen Brand von 1586, ebenso das überdimensionierte Rathaus.
Die vom 2. Weltkrieg verschonte Altstadt wurde 1972 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2013 ist Höchst Teil der deutschen Fachwerkstraße.
Im Gegensatz zu Frankfurt ist die Skyline von Höchst seit dem 17.Jahrhundert unverändert.
Die Stadtführerin Silke Wustmann begrüßte die Aka-Gruppe vor der am alten Jakobsweg gelegenen Justinuskirche, der ältesten Kirche im Frankfurter Stadtgebiet. Um 830 wurde der Bau unter dem Mainzer Erzbischof Otgar von Mainz begonnen und um die Mitte des Jahrhunderts geweiht. Im Kern ist das Bauwerk eine dreischiffige karolingische Basilika. Der Bau wurde immer wieder erweitert und erneuert. Der spätgotische Hochchor entstand ab 1441, 1726 von den Antonitern durch einen barocken Nachfolger ersetzt. In der Justinuskirche befindet sich die einzige Barockorgel Frankfurts.
Herausragend und international beachtet sind die Konzerte des jährlich stattfindenden „Höchster Orgelsommers“.
Spannend schilderte die Stadtführerin die Geschichte der Stadt Höchst, angereichert mit amüsanten Legenden und Anekdoten.
Gleich neben der Kirche betrieben einst die Herren aus Kurmainz ihr einträgliches Geschäft mit dem Mainzoll, um den sie vornehmlich die benachbarten Frankfurter erleichterten, ein ständiges Ärgernis für diese.
Der gotische Zollturm war Aufenthaltsort der Zollbeseher und Zollknechte, die den immer heftig umstrittenen Mainzoll eintrieben. Mit Kanonen wurde auf Zollpreller auf dem Main geschossen „ ein Schuss vor den Bug“. Ein Durchgang führt unter dem Zollturm vom Schlossplatz zum Zugang zum Fluss, dem Maintor. In seinem Mauerwerk finden sich spektakuläre Hochwasserstände aus mehreren Jahrhunderten.
Das Höchster Schloss, ursprünglich eine gotische Zollfestung des 14. Jahrhunderts, war Residenz der Mainzer Erzbischöfe. Der Renaissancebau entstand im 1568 anstelle des alten Bauwerks, erhalten blieb nur der Bergfried. Nach dem 2.Weltkrieg hatte hier der amerikanische Soldatensender AFN seinen Sitz.
Nicht weit vom Alten Schloss befindet sich das Neue Schloss, umgeben von schnuckeligen Häuschen, ehemals für Arbeiter am Hofe. Den Schlossplatz schmücken die Fassaden der traditionsreichen Gasthäuser, die ihren Aufschwung Höchsts Lage an der Messestraße verdankten. Aber nicht nur die Handelsleute vergangener Jahrhunderte wurden zur Einkehr verlockt, sondern auch die Aka-Gruppe.
Weniger bekannt als die chemische Industrie ist die Höchster Porzellangeschichte. 1746 wurde die Porzellanmanufaktur gegründet, nach Meißen die zweitälteste in Deutschland. Aber schon fünfzig Jahre später erfolgte der Konkurs. Der Mainzer Kurfürst versuchte durch die Gründung einer Aktiengesellschaft die Manufaktur zu retten, aber keiner wollte diese Aktien kaufen. So blieb der Kurfürst auf seinem Aktienpaket sitzen.
1947 kam es zur Neugründung. Noch heute werden in Höchst Porzellane der Spitzenqualität von Hand geformt und bemalt.
sg / Fotos: Wolfram Tischendorf