Was Aka-Mitglieder von den alternativen Wohnformen für Jung und Alt halten

leuteDie neuen Darmstädter Wohnmodelle heißen Agora, Heinersyndikat, Wohnbunt, Wohntraum und Zusammenhaus, und ihre Initiatoren streben, von Nuancen abgesehen, das gleiche Ziel an: Junge und alte Menschen sollen selbstorganisiert und solidarisch in der Lincoln-Siedlung, der ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne oder in einem Neubau in der Nähe des Hofguts Oberfeld zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen. Vertreter dieser Modelle stellten ihre Konzepte während einer Aka-Veranstaltung zum Thema „Wie wollen wir im Alter leben?“ vor.

Bei der von Heidrun Bleeck geleiteten Aussprache zeigte sich, dass zehn von 25 Anwesenden eine solche alternative Wohnform für sich persönlich ausschließen. Für das jüngste, von Alfred Hofmann (Bessunger Bücherstube) vorgestellte Projekt Zusammenhaus konnten sich immerhin sieben begeistern (Mehrfachnennungen waren möglich). Agora am Oberfeld fand ebenfalls die Zustimmung von sieben Teilnehmerinnen. Für Wohntraum in der Cambrai-Fritsch-Kaserne, ein Neubauvorhaben, hoben sechs die Hände, für das vor zehn Jahren gestartete Modell Wohnbunt fünf und für das Heinersyndikat, einen Zusammenschluss von überwiegend jungen Familien, konnte sich immerhin eine Teilnehmerin erwärmen.

Allen Modellen gemeinsam ist, dass sie eine jahrelange, arbeitsintensive Vorlaufzeit hatten und bis heute noch nicht feststeht, wann sie verwirklicht werden können. Auch die Finanzierung steht auf wackeligen Füßen, und über die Kosten, die später auf die Bewohner zukommen werden, konnte keiner der Sprecher genaue Aussagen machen. Fest steht nur, dass die Wohnprojekte sich stark an Wohnsinn 1 und 2 in Kranichstein anlehnen und genossenschaftlich geführt werden sollen.

Was spricht für das Gemeinschaftswohnen von Jung und Alt? Eine Teilnehmerin äußerte ihre Begeisterung über die Vorstellung, sich – etwa beim Heinersyndikat – mit jungen Menschen auseinandersetzen zu können. Einer anderen imponierte bei „Wohnbunt“ die soziale Mischung der Bewohner. Bei Agora wurde außer der guten Lage des Neubaus in der Nähe der Rosenhöhe das Vorhaben begrüßt, Veranstaltungsräume, ein Café und Gästewohnungen einzuplanen. Lob gab es auch für die Wohnqualität – dagegen wollen oder müssen Heinersyndikat, Wohnbunt und Zusammenhaus aus Kostengründen den Altbestand im ehemaligen amerikanischen Wohnquartier Lincoln-Siedlung nutzen, das einen kasernenartigen Charakter hat.

Die meisten Wohninitiativen nehmen keine älteren Interessenten mehr in ihren Kreis auf – sie haben schon so viele, dagegen mangelt es an jungen Familien.  Nachteil der Lincoln-Siedlung: Dort fehlen Geschäfte und Arztpraxen, und es sind auch in Zukunft keine vorgesehen.    Weil es mit den Bauplanungen nur schleppend vorangeht – die Siedlung wurde 2008 von den Amerikanern verlassen, und es tut sich immer noch nicht viel – kommen sie für die älteren Aka- Mitglieder nicht mehr in Frage. Der allgemeine Tenor hieß: „Es müsste noch etwas anderes geben“. Zum Beispiel bezahlbare Wohnungen im Umfeld eines Altenheims, das bei Bedarf die Pflege organisiert. Doch das ist in Darmstadt bisher nur ein Gedankenspiel – es mangelt an einem Investor.

Heidrun Bleeck will das spannende Thema „Wie wollen wir im Alter leben?“ auch im nächsten Aka-Halbjahr weiterverfolgen. Denn es gibt noch einige andere Wohnmodelle für ältere Menschen in der Umgebung von Darmstadt, die eine Betrachtung wert sind. Eine Podiumsdiskussion soll die umfang- und facettenreiche Veranstaltungsreihe abschließen. pep

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