Ein Thema mit Zukunft, könnte man meinen: der Kern unseres Planeten Erde ist bekanntermaßen nicht nur flüssig, sondern auch sehr heiß. Er enthält somit nahe unbegrenzte und immense Wärmeenergien. Dieser „Schatz“ regenerativer Energie wird zwar schon geborgen und genutzt, aber in sehr bescheidenem Maß. Warum das so ist? Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Herr Nüsseler hat diesmal nicht selbst referiert, sondern Spezialisten der Fa. Geokraftwerke eingeladen. Deren Vertreter (H. Heidelsberger) verglich die Geothermie (zu deutsch Erdwärme) einleitend mit den anderen alternativen Energiequellen. Ein wichtiger Faktor für alle zukünftige Energiegewinnungsmethoden ist neben der Umweltbelastung und der Bezahlbarkeit die Versorgungssicherheit, das heißt genügend Strom zu jeder Tageszeit. Und da kann Geothermie gewaltig punkten: Während Wind-, Sonnen- und Wasserkraft großen Schwankungen unterworfen sind, ist die Erdwärme permanent vorhanden und ebenso nutzbar wie ein Heizkraftwerk, das sich um den Nachschub keine Gedanken machen muss.
Was wir schon lange in Thermalbädern genießen, ist Erdwärme in primärer Form: wir baden dort im dem Boden entnommenen warmen Mineralwasser. Bei der (Hydro-)Geothermie gibt das aus großer Tiefe gewonnene heiße Wasser seine Wärme in sog. Wärmetauschern an andere Systeme zum Heizen oder zur Stromerzeugung ab. Das Originalwasser wird wieder in den Boden zurückgepumpt. Es ist also kein Fracking, wie mehrfach betont wird, da nur mit Wasser und geringem Druck gearbeitet wird. Rein theoretisch könnte aus den Tiefen von 1 bis 7 km das 600-fache des kompletten Jahresstrombedarfs Deutschlands gewonnen werden. Dem steht entgegen, dass in den meisten Gegenden unseres Landes die geologischen Verhältnisse ungünstig sind. Das norddeutsche Becken, der Oberrheingraben (also auch nahe Darmstadt) und das Molassebecken bei München sind gut bis sehr gut geeignet. In Bayern sind auch die meisten Projekte, die die Fa. Geokraftwerke realisiert hat oder zur Zeit plant.
Verblüffend ist, dass ein solches Kraftwerk zwar einen finanziellen Aufwand von ca. 50 Mio € erfordert, danach aber mit geringen Mitteln (und somit hohen Gewinnen) betriebsbereit gehalten werden kann. Eine Amortisation der Kosten ist somit schon in 6 - 8 Jahren erreicht. Die von Medien gerne ins Feld geführten seltenen Risiken des Verfahrens (Erdbebenanfälligkeit, Bodenverwerfungen etc.) wurden nicht verschwiegen, konnten von der Firma glaubhaft entkräftet werden. Im Vergleich dazu sei das weit verbreitete Gas wesentlich riskanter.
Es bleibt die Frage, warum weder die Politik noch die Energiekonzerne sich diese Methode zu Nutze machen, sondern (wie im Fall der Konzerne) sie sogar bekämpfen und mundtot machen. Ein Geo-Kraftwerk allein kann naturgemäß nie ein Großkraftwerk sein: das Wasser im lokalen Untergrund ist begrenzt. Ein optimales Nutzungskonzept müsste viele kleine Werke im Abstand von rund 10 km vorsehen. Ein solches Konzept widerstrebt jedem Großkonzern: alles Kleinteilige gilt bei ihnen nicht gewinnbringend. Bei Öl und Kohle ist eben der Gewinnfaktor größer… Manche Politiker, vor allem auf kommunaler Ebene, sehen offensichtlich inzwischen die großen Vorteile des Erdwärmenutzung, ihnen fehlt aber die Durchsetzungskraft gegen die Lobbyarbeit der Industrie , aber auch das ausreichende Geld für die Realisation.
So bleibt solchen Firmen wie Geokraftwerke GmbH nur das Werben an verschiedenen Fronten und das Einsammeln von entsprechenden Geldern privater Anleger, was sie auch bei ihrem Vortrag nicht verhehlten. Geothermie sei krisensicher, dezentral, nachhaltig, regenerativ, innovativ, effizient, flächen-, klima- und landschaftsschonend… Wer kann da noch Gegenargumente finden?
Text: kpr, Fotos: Geokraftwerke GmbH