prinz georgs garten marwen 170Zum Ort: Was die heutigen Besucher oft verwundert, die harmonische Verbindung von Zier- und Nutzbepflanzung, entspricht dem ursprünglichen Konzept und der Umsetzung von 1710! Im Jahre 1764 verschenkte dann Ludwig VIII. den Garten seinem Sohn Georg Wilhelm, dem Namensgeber der Anlage. Nach dem Krieg wurde 1951 der Garten wieder in der ursprünglichen geometrischen Form angelegt.

Dieser Garten dient in seinem nördlichen Teil, im Heckentheater gelegentlich als Spielort für Theatergruppen. Als imposanter Blickfang bildet das langgestreckte Pretlack’sche Haus, das ehemalige Gartenhaus, die östliche Begrenzung in Richtung Schlossgartenstraße. Bänke und Lauben verlocken die Besucher zum Ausruhen, Nachdenken und in unserem Falle – zum Zuhören.

Zur Literatur: Bei schönstem Juniwetter folgten 12 Teilnehmer der Einladung zu diesem Spaziergang. Ein Auszug aus Goethes Tagebuch und das doppelsinnig zu verstehende Gedicht „Gefunden“ standen am Anfang. Ludwig Uhlands „Frühlingsglaube“ und Fritz Depperts „Jahreszeiten“ las Margit Pietsch auf der ersten Wegstrecke, bevor sie von dem geradezu romantisch erscheinenden Bert Brecht den „Blumengarten“ und vom herzenswarmen Hermann Hesse „Blumenzweig“ zu Gehör brachte. Passender Weise hörte die Gruppe dann den„Spruch für eine Sonnenuhr“ von R. Binding vor derselben bei der Wegekreuzung im Prinz- Georgs- Garten, wenngleich der Autor die Sonnenuhr an der Westseite des Hochzeitsturms andichtete. Drei Gedichte von Kurt Drawert waren nur schwer mit dem Tagesmotto ‚Es grünt so grün’ in Einklang zu bringen, wie die Leiterin einräumte.

Zum Schluss: End- und Höhepunkt des Spaziergangs: das Pretlack’sche Haus. Feine Details des Eingangbereichs zitierte Frau Pietsch aus Depperts Darmstadt- Buch „Buttmei findet keine Ruh“. Zwischen einigen Tausend Büchern in der freien Bibliothek sitzend, kam die Prosa zu ihrem Wort. Die markanten Auszüge aus Maurice Druons „Titsou mit den grünen Daumen“ ließ den Spaziergang am Vormittag mit besinnlichen Anregungen in Kindersprache ausklingen, bevor noch einmal Goethe die wundersame Anmut eines Gartens in Palermo als Schlusspunkt setzte.

wsw (11. Juni 2015)