Dem engagierten Kursleiter Erik Sauter ist zu verdanken, dass im Nachgang zu der Behandlung des Eberstädter Industriegeländes am Modaupark im vergangenen Herbst, jetzt eine Besichtigung der KAO- Betriebsstätten möglich war. Die großen neuen KAO-Gebäude an der Pfungstädter Straße nahe dem Autobahnanschluss regeln nur die logistischen und geschäftlichen Abläufe. Unser Interesse galt den Produktionshallen zwischen Reuterallee und Zerninstraße.
Im Jahre 2009 entschied sich die Konzernleitung in Japan in Eberstadt ein europäisches Zentrum auszubauen, das neben Europa auch den Markt in Afrika und im mittleren Osten versorgt. Der Schwerpunkt der Darmstädter Zentrale liegt traditionell (Vorgänger Wella und Goldwell) bei den haarkosmetischen Produkten. KAO arbeitet auch in den Bereichen Gesundheit/Hygiene, Haushaltsmittel und chemische Innovation für die Industrie.
Im Bereich Haarkosmetik gibt es über eintausend Produkte, überwiegend für die Frisör- Salons. Die Mitarbeiter/innen aus allen belieferten Ländern werden in Eberstadt geschult. KAO beliefert auch bekannte deutsche und europäische Drogerie-Ketten wie z. B. DM und Rossmann. Zu KAO gehören auch Teile des früher bekannten Unternehmens Reichhardt.
Vor dem Höhepunkt unseres Besuchs lag die „Hygiene- Verkleidung“. Weißer Schutzanzug, Haube und Brille sind Pflicht für alle Besucher. Die Herstellung von Shampoo, Haarfarben und Produkten für Haarkuren geht nicht ohne die Verarbeitung von scharfen Chemikalien und‚allergenen Substanzen’ vonstatten, wie Herr Wrobel der Führer von KAO der Besuchergruppe erklärte. Wir konnten ansehen, wo und mit wie viel Vorsichtsmaßnahmen die Rohstoffe angeliert und gelagert werden. Unsere Gruppe passierte die über mannshohen speziellen Edelstahlbehältern, in denen die unterschiedlichen Mischvorgänge ablaufen. Im Labor wird die Echtheit und stimmige Qualitätsstufe der Farben überwacht, die der Kunde beim Frisör erwartet. Beim Farbwechsel sind mehrgängige Spülungen der Kessel notwendig. Die vollautomatische Abfüllung erfolgt über lange, verschlungene Fließbänder, die die Plastikflaschen mit Deckel und Etiketten versehen, bevor geisterhafte Greifroboter die Versandkisten füllen, verschließen und verkleben. Auffällig: Nur die kleinen Pumpen in den Flaschen wurden von Hand eingelegt, weil bei zu geringer Menge automatische Verfahren zu kostenintensiv wären.
Herr Wrobel versicherte uns, dass KAO die Gesetze der Nachhaltigkeit beachte und ein humaner Arbeitgeber sei, wenngleich die Arbeit in der Produktion nicht von gesundheitlichen Risiken frei ist. Eine Tafel mit einer Unfallstatistik und Verhaltensregeln bei Erste-Hilfe-Fällen sind in den Hallen kein Wandschmuck. Die Firmenleitung plant übrigens einen Wegzug aus dem Wohngebiet.
wsw (19. 6. 2015)