Trotz der technischen Widrigkeiten folgten die ZuhörerInnen am 09.09.2015 den spannenden Ausführungen des Referenten zum gesunden Lebensstil mit großem Interesse. Bewegung, Bewegung, Bewegung ist der Appell von Dr. Gerald Poschmann zum Thema „Darmkrebs und Ernährung“, dem ersten Vortrag der Medizinerreihe im 2. Halbjahr 2015.

 

Was hat Ernährung mit dem Erkranken an Darmkrebs zu tun? Kann ein bestimmter Lebensstil das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen? Auffällig ist ein Nord-Süd-Gefälle in Europa. In den Mittelmeerländern erkranken weniger Menschen an Darmkrebs. Als ein Grund kann die Mittelmeerküche angesehen werden.

Darmkrebs ist eine Volkskrankheit, zugleich aber Tabuthema. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 70 000 Menschen neu an Darmkrebs. Und das, obwohl 90% der Darmkrebserkrankungen durch rechtzeitige Entdeckung und Entfernung von Polypen vermeidbar wären. Jeder 17. Deutsche wird Darmkrebs bekommen, die Anzahl der Erkrankungen steigt und ist nicht auf das Alter beschränkt. Allerdings schätzen Experten, dass sich die Darmkrebsrate halbieren ließe, wenn Menschen gesünder leben würden. Wie lebt man gesund? Was ist gesunde Ernährung – vorbeugend und für Erkrankte?

Es ist oft unser Lebensstil, der uns krank macht, betont Dr. Poschmann: Risikofaktoren sind zu wenig Bewegung, Übergewicht, zu viel und zu fettes Essen, zu wenig Obst und Gemüse, dazu noch reichlich Alkohol und Rauchen.

Nachweislich wirken regelmäßige körperliche und sportliche Aktivitäten vorbeugend gegen Krankheiten. Häufiges körperliches Training hilft Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Übergewicht und Diabetes zu verhindern. Fehlende Bewegung spielt nicht nur bei Darmkrebs, sondern auch bei anderen Krebserkrankungen, z.B. Brust- oder Prostatakrebs, eine Rolle.

Bewegung ist die wichtigste Maßnahme um Pflegebedürftigkeit zu verhindern – so die Feststellung des Referenten - und wirkt sich auch auf das (Über-)Gewicht aus. Übergewicht verdoppelt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Was ist sinnvoll, um Gewicht abzubauen? Wichtig: weniger Kohlehydrate, ungesättigte Fettsäuren. Wir haben zu kohlehydratreiche Nahrung. Dr. Poschmann spricht von Kohlehydratjunkies. "Schnelle" Kohlenhydrate, also alle Formen von Zucker, Kuchen und Süßigkeiten sollte man meiden oder zumindest einschränken. Essen verschiedener Obst- und Gemüsesorten in 5 Portionen am Tag wird vorgeschlagen. Gemüse kann roh und gekocht verzehrt werden, ist jedoch gegart bekömmlicher.

Nachweisbar erhöht rotes Fleisch das Krebsrisiko, Vegetarier haben eine etwas niedrigere Darmkrebsrate und leben länger. Frischer Seefisch hat einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, das macht ihn so gesund. Tiefkühlware ist eine gute Alternative, da frisch. Verzichten sollte man dagegen auf geräucherten Fisch.

Das Darmkrebsrisiko wird ebenso erhöht durch den regelmäßigen Genuss von mehr als 25mg Alkohol (d.h. 1 Glas Wein oder 0,5 Liter Bier). Hinzu kommen die Pestizide im Weinbau. Alkohol und Nikotin erhöhen das Risiko um das Zweifache.

Möglicherweise wirkt sich die Zubereitung auf das Krebsrisiko aus. Bei der Zubereitung sollte man darauf achten, Fleisch nicht stark anzubraten oder zu grillen, denn beim Braten oder Grillen können krebserregende Substanzen entstehen.

Was soll man nun eigentlich noch essen? Positiv ist sicher eine ballaststoffreiche Ernährung, aber sie muss verwertbar sein. Wir können Zellulose nicht verarbeiten. In Deutschland herrscht der Mythos von Vollkorn- und Vollwertkost, so der Referent.

Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel schaden wahrscheinlich nicht, aber ihr Nutzen ist fraglich. Die Datenlage dazu ist nicht gesichert und nicht einheitlich. Sie werden intensiv beworben, aber es gibt keine Wunderdroge und keinen Grund diverse Tabletten in diesem Bereich zu nehmen.

Wichtig ist, die Ernährung so zu gestalten, dass Sie sich insgesamt an einer gesunden Ernährung orientiert
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Noch ein paar Tipps zum richtigen Essen:


* Gute Öle sind Olivenöl, Walnussöl, Rapsöl, Leinöl
* Gewürze haben positiven Einfluss
* Kleine Mahlzeiten, gut verteilt. Die Hauptmahlzeit mittags ist gesünder
* Alles, was schimmelt muss weg, Schimmel ist krebserregend
* Grüner Tee wahrscheinlich positiv, aber in der Regel nicht pestizidfrei
* Kaffee und Tee sind nicht schädigend, aber auch hier spielt die Zubereitung eine Rolle.

SG