Ein Jahr lang nahm Annemarie Melcher an der Arbeit der Benediktinermönche im Kloster Tabgah am See Genezareth in Israel Teil.
Palästinensische und israelische Jugendliche, Behinderte und Gesunde, haben in dieser Anlage die Gelegenheit, bei gemeinsamen Spielen, Vorträgen und Unternehmungen die „Gegenseite“, von der sie wahrscheinlich bisher nicht viel Gutes gehört hatten, kennen zu lernen.
Wahrhaft kleine Schritte, denn im Vortrag war nicht die Rede von bemerkenswerten Annäherungen, ganz zu schweigen von Hoffnung erzeugenden Verbrüderungen.
Das Kloster liegt in einer geschichts- und legendenträchtigen Gegend, wo die monotheistischen Religionen viele verehrungswürdige Stätten pflegen – und auch dort nicht vor Vandalismus und Brandstiftung geschützt sind.
Von einem wunderschönen gepflegten Garten hat man den Blick auf einen geschändeten Altar und dann darüber hinweg auf den See Genezareth zu den Golanhöhen, ein heiß umkämpftes Gebiet, ebenso wie das 300 km entfernte Jerusalem, auf dessen heilige Stätten alle drei Religionen Anspruch erheben: einige sind speziell für eine einzige Religion wichtig, andere sind für alle bedeutend und notfalls durch Hauen und Stechen zu beanspruchen. Wie jeder weiß, geht das seit Jahrhunderten nicht gut; keiner der Glaubensführer oder Politiker ist in der Lage, friedliches Nebeneinander und Toleranz zu schaffen. Es entsteht die Frage, ob echter Friede wirklich gewünscht wird.
„Ein Jahr leben und arbeiten…“, welches waren die Aufgaben der Referentin in dieser Zeit?
Sie betreute auswärtige Gäste, die in großer Zahl in Bussen anreisten, um in diesem Kloster, das die Stätte der biblischen Brotvermehrung sein soll, dessen besondere Aufgabe als Teil des Friedenstiftens zu besuchen. Auch im angeschlossenen Klosterladen gab es zu tun; Mönchsgewänder mussten repariert werden; sie half, Gottesdienste vorzubereiten und betreute acht Volontäre, die in dieser Begegnungsstätte arbeiten. Es fand sich natürlich auch Zeit, um auf Ausflügen Kunst und Historie des Landesteiles kennen zu lernen.
Die Mitglieder der Akademie konnten an diesem Jahr teilnehmen – das Vorführgerät gab nach einiger Zeit seinen Widerstand auf und zeigte zum Textvortrag interessante Bilder vom Jahr am See Genezareth.
mika / Fotos: Annemarie Melcher