warner brothers 388135 170Als die Bilder neu laufen lernten
Spannend und gruselig war es, als Werner Nüsseler die Geschichte der Filmtechnik an Beispielen der Mystery-filme präsentierte: Gruselig und furchterregend die ausgewählten Filmbeispiele.
Spannend war das Aufzeigen der ursprünglichen Tricks a la Buster Keaton bis zu den neuzeitlichen Computerberechnungen, die Bilder in unseren Köpfen erzeugen und uns zum Gruseln bringen.

Viel oder weniger Bilder pro Sekunde aufgenommen, Licht und Schatten, die Farben, der Ton, die Musik und vieles mehr werden im Film gezielt eingesetzt, um beim Zuschauer eine bestimmte Wirkung auszulösen. Schnell fallen dazu die akustischen Untermalungen wie in Hitchcockfilmen ein.

Der Kinofilm suchte immer neue Tricks, um die Menschen zu verblüffen oder zu erschrecken. Werner Nüsseler stellte in seinem Vortrag einige davon vor und veranschaulichte sie durch Filmsequenzen.

King Kong war das erste Monster, das für den Film erfunden wurde und noch als bewegte Puppe agierte. Anfangs waren Bilder allerdings noch verzerrt, Bewegungen abgehackt, nicht fließend.

Der Stopptrick: Eine Einstellung wird aufgenommen, dann wird die Kamera gestoppt. Es wird nun irgendetwas im Bild verändert, dann wird die Aufnahme fortgesetzt. Man kann also mit Hilfe dieses Tricks Gegenstände oder Personen plötzlich auftauchen oder verschwinden lassen.

Weitere Tricks sind Überblendung, Compositing oder Morphing.
Beim Morphing wird ein Bild in ein anderes Bild durch gezielte Verzerrungen überführt. Dabei versucht man, ausgehend vom Ursprungsbild einen möglichst realistischen Übergang zu einem Zielbild zu erzeugen. Die Konturen müssen in Übereinstimmung gebracht werden. Eine Technik, die auch beim Erstellen von Fahndungsfotos eine Rolle spielt.

Die häufige Verwendung von blauem Hintergrund für die Aufnahme von Filmszenen ist gemeinhin als Bluescreen-Technik bekannt. Filmbeispiel „Forrest Gump“(1994). Die ebenfalls häufige Verwendung von grünen Flächen wird entsprechend als Greenscreen-Technik bezeichnet. Im späteren Film werden die grünen oder blauen Flächen durch andere Realszenen ersetzt.

Der Film „Jurassic Park“ begeisterte schon 1993 mit neuen Spezialeffekten (Animatronics) und Computerberechnungen. Aus aufwendigen Drahtmodellen entstehen handelnde Figuren und die Bilder werden direkt am Modell berechnet, so in „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009). Aus Comicvorlagen werden Bilder umgerechnet („The Avengers“) 2012.

Beim Rendering geht es darum aus einem Rechnermodell eine realitätsnahe Filmsequenz zu erzeugen. Gittermodell, Texturen, Belichtung verschmelzen zu einem fertigen Bild, z.B. die Hobbits (Halblinge) in dem Film „Der Herr der Ringe“(2003) mit täuschend echter Darstellung der Hautoberflächen.

Die Reise durch die Geschichte der Gruselfilme machte anschaulich deutlich, welche Entwicklungen vollzogen wurden, aber auch wie wir uns Illusionen hingeben, wie wir uns verführen lassen. Waren es am Anfang der Filmgeschichte einfache Bildertricks entstehen heute Filme allein durch Computerberechnungen, also ohne Kamera. Bei dem Film „Westworld“ (1973) wurde für eine Filmszene von 10 Sekunden noch 8 Stunden gerechnet. Die Technik ist inzwischen noch aufwendiger geworden, die Ergebnisse haben mit der Realität immer weniger zu tun, auch wenn eine Stadt oder Landschaft noch so echt wirken. Ein Appell des Referenten war daher: Glauben Sie nicht alles, was Sie sehen.    

sg