Simultankirche Gau OdernheimSimultane Kirchen – was ist das? Man weiß: simultan heißt gleichzeitig. Wir kennen Simultanschwimmer, Simultanübersetzer; aber Simultankirchen? Das haben die meisten von uns noch nie gehört!

Wie also wohnen Kirchen simultan? Heinz Henke aus Bautzen, dem Standort der vermutlich ältesten Simultankirche, begann vor einigen Jahren die lange Geschichte (seit dem 16.Jahrhundert) dieser besonderen Gattung von Gotteshäusern zu erforschen.

Er stellte fest, dass es in Deutschland noch 64 Simultankirchen (Simultaneen) gibt.

Ein großer Sakralraum wird paritätisch gemeinsam genutzt. Um zwei selbständige Räumlichkeiten zu erhalten, entwickelten unsere Vorfahren, den Gegebenheiten angepasst oder als autoritärer Akt, verschiedene Trennungsmöglichkeiten: links-rechts –Wand dazwischen, mindestens aber ein  1,5 Meter bis 4 Meter hohes Gitter; vorne-hinten – Mauer dazwischen; oben-unten; einer bekommt die Empore, der andere den Turm; oder der Turm gehört beiden, ist aber auch schon mal Eigentum der Kommune. Es gab zahlreiche Möglichkeiten.

Von außen sieht oft nur der Kenner die Besonderheit der Simultankirchen, so zum Beispiel 2 Haupteingänge, 2 Sakristeien, ein abgestuftes Dach usw.

Jede Konfession hat in der Regel ihre eigene Ausstattung: Altar, Kanzel, Orgel, Taufbecken, Sakristei. Sind die Räumlichkeiten nicht vollkommen getrennt, wird ein Lutherstandbild auch schon mal verhängt, der evangelische Altar um die eigene Achse gedreht oder die Rückenlehnen der Bänke umgeklappt, damit die Gläubigen IHREN Altar an der gegenüberliegenden Seite sehen können.

Wie bei jeder Wohngemeinschaft gibt es auch unter säkularen Kirchendächern Meinungsverschiedenheiten. Zum Beispiel, wenn beide Orgeln an der Trennwand befestigt sind und zur gleichen Zeit gespielt werden. Es ist auch schon geschehen, dass das gemeinsam genutzte Taufbecken von der einen Gemeinde aus Eigennutz verschlossen wurde, worauf die die andere Gemeinde das Taufbecken samt abgeschlossener Haube noch einmal überdachte und verschloss –somit konnte keine der beiden Gemeinden ohne „Friedensverhandlungen“ das Becken benutzen!

Und natürlich das liebe Geld! Das kann sich jeder denken, oder?

Auch heute werden Kirchen gemeinsam genutzt, jedoch teilt man sich in der Regel nur die Nutzungszeit und respektiert die Ausstattung der anderen Konfession.

Die am Montag Daheimgebliebenen haben wirklich etwas verpasst! Heinz Henke, der mit seiner Frau Maria extra von Bautzen gekommen war, vermittelte das, zugegebenermaßen unerwartet interessante Thema, indem er Bilder der Kirchen aus unserem weiteren Umkreis (zwischen den Flüssen Rhein, Nahe, Glan und Speyerbach = 18 Kirchen) und darüber hinaus zeigte. Tabellen und Skizzen ergänzten seinen Vortrag.

Wir bedanken uns!

mika