Obwohl Dietrich Bonhoeffer bei seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg 1945 erst 39 Jahre alt war, spiegelt sein Leben eine Fülle von kirchlichen und gesellschaftlichen Ereignissen, die in verschiedenen Biografien bearbeitet worden sind. Kein Wunder also, dass diese außergewöhnliche Persönlichkeit auch 70 Jahre nach seinem Tod bei den Besuchern schon vor Beginn des Vortrags von Hans Dieter Zepf bekannt gewesen ist.
Mit einem Auszug aus dem Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ schlug der Referent (Pfarrer in Ruhe) einen poetischen Ton an, der allerdings durch die Information, dass Bonhoeffer dieses Gedicht schon im Gefängnis, drei Monate vor seinem Tod geschrieben hat, schnell von der Tragik des Geschehens abgelöst wurde. Bonhoeffer gehörte zu den wenigen Theologen, die im Dritten Reich ganz klar gegen Hitler Position bezogen. Seine hohe Begabung (bereits mit 21 Jahren promovierte er) war gepaart mit einem ständigen Streben nach Gerechtigkeit und empathischer Nähe und Liebe zu den Menschen. Prenzlauer Berg war damals schon ein sozialer Brennpunkt. Dass Bonhoeffer dort als Studentenpfarrer wirkte und daneben eine Konfirmandengruppe betreute und unterstützte, beeinflusste seine Entwicklung ebenso wie die Lern- und Arbeitsaufenthalte in Barcelona und New York.
Als Hitler 1933 an die Macht kam, ist er sofort in der kirchlichen Opposition. Zwei Tage nach der Machtübernahme warnte er in einem Rundfunkvortrag vor diesem „Führer“, der seine Macht als Verführer missbrauchen würde. Bonhoeffers Weg zum Widerstandskämpfer kündigte sich damit früh an. 1937 wird ihm die Lehrerlaubnis entzogen, die er als Direktor des Predigerseminars der Bekennenden Kirche innehatte. Ab 1940 ereilte ihn ein reichsweites Redeverbot, dem ein Jahr später das Druck- und Veröffentlichungsverbot folgte. Bonhoeffer arbeitet im Untergrund weiter, was dann zur Inhaftierung und frühem Tod führte.
Der Aka-Referent legte einen weiteren Schwerpunkt seiner Ausführungen auf das theologische Wirken Bonhoeffers. Seine Überzeugungen verdeutlichte er zunächst an dem Beispiel der Diesseitigkeit kirchlichen Denkens und Handelns, die er enger beieinander einforderte. Die dabei erkennbare Kritik an der Kirche, verriet er schon früher als er schrieb, die Kirche sei stumm gegenüber den Untaten des NS-Regimes. Der erst spät zum Pazifismus neigende Bonhoeffer war aber auch selbstkritisch. Für ihn selbst gab es 1935/36 eine viel sagende „Wendung vom Theologen zum Christen“, wobei ihm die Bergpredigt erhellende Gedanken spendete. Hochaktuell sind die Vorstellungen Bonhoeffers zur Frage der Wirtschaftspolitik: Die von ihm erhoffte klare Sprache der Kirche zu der wachsenden Kluft zwischen arm und reich ist nicht vernehmbar; außer bei Papst Franziskus, wie das abschließende Gespräche in der Gruppe klar herausstellte.
wsw