Die meisten deutschen Kinder begleiteten wahrscheinlich, nachdem sie das Hieb-Kritzel-Stadium der kindlichen Malerei hinter sich gelassen hatten, ihre ersten Selbstbildnisse mit dem eingängigen Spruch: „Punkt-Punkt-Komma-Strich – fertig bin ich!“ (bzw. …fertig ist das Mondgesicht!). Die Karriere als Zeichengenie konnte beginnen, endete jedoch meistens selbst im hohen Alter als Telefongesprächskritzler.
Ob die Steinzeitkinder überhaupt Kohle und farbige Steinbrocken benutzen durften, um mit unseren tüchtigen Vorfahren die Höhlen auszumalen? Wahrscheinlich nur heimlich, denn man weiß über die geheimnisvolle Bedeutung dieser Malereien auch heute noch wenig. Das, was in Altamira (Spanien) oder Lascaux (Frankreich) so einfach, kindlich naiv aussieht, ist höchste Kunst, gemessen an den Gegebenheiten jener Zeit (vermutlich früher als 17 000 Jahre vor Chr. ).
Betrachtet man über die Jahrtausende hinweg den Zyklus „Stier“, den der zweifellos geniale Pablo Picasso im hohen Alter schuf, so erkennt man, wie er aus einem nahezu naturgetreuen Bild des Tieres in 10 Abstufungen Abstraktionen vornimmt. Die letzte Zeichnung, eine absolut minimalistische Figur aus fast einer einzigen Linie, IST dieser Stier! Picasso als Steinzeitkünstler – der Steinzeitkünstler ein Picasso seiner Zeit?
Haben viele Jahrhunderte nach den Höhlenmalern der kleine Leonardo da Vinci und sein begnadeter Landsmann Michelangelo „punto-punto-virgola…“ gemurmelt, als sie, nun bereits mit selbstgebrannten Kohlestiften, Gänsekielen und Tusche Blatt um Blatt füllten, später ihre Lehrherren, danach Päpste, Fürsten…ach, einfach alle Welt verblüfften?
Mit der Renaissance durften nicht nur Bürgerliche, wohlhabende Kaufleute oder Regierende den Malern Modell stehen (wahrscheinlich eher sitzen), sondern es gelang, andere Sichtweisen zu benutzen. Man erlernte unter Anderem neue Kompositionsmöglichkeiten durch die Anwendung des Goldenen Schnitts (das absolute Harmoniemaß) und die verschiedenen Formen der Perspektive.
So änderten sich im Laufe der Zeit Materialien, Motive, Techniken. Man erlaubte sich auch, verschiedene Techniken zu mischen, auch solche aus der Malerei, um neue Wirkungen zu erzielen.
Der Referent führte uns anhand vieler Dias und erläuternder Texte durch die Zeiten, wies auf die Veränderungen der Inhalte in der Kunst hin. Wo wurde sie politisch, sozialkritisch oder sexistisch – und damit für den Künstler unter Umständen sehr gefährlich?
Von den bedeutendsten Zeichnern, (im weitesten Sinn), lebt heute nur noch einer: Tomi Ungerer, bekannt vor allem durch „Tomis Liederbuch“. Aber gewiss gibt es noch eine Menge „unentdeckter“ Talente.
Die Zeichnung lebt weiter!
Neben der wenig respektvoll E - Kunst genannten klassischen Arbeitsweisen, ( ernsthaft, ursprünglich im Sinne der Definition), gibt es in großer Zahl Schöpfer der U – Zeichnung: Cartoon, Comic, Karikatur, Manga, Plakatkunst usw.)
Nach dem Ende des informativen und spannenden Vortrags meinte eine Teilnehmerin, eine neue Welt sei heute für sie erschlossen worden!
Bleiben Sie eifrige Teilnehmerin im Fachbereich, Frau T, in der Kunst gibt es noch viele, viele wunderbare Welten zu entdecken!
mika