„Hej mistře“ – „Hallo, Meister“ ist ganz sicher der ungewöhnlichste Beginn einer Weihnachtsmesse. Damit sind jedoch nicht Gott, Jesus oder etwa Joseph gemeint, sondern der älteste der Hirten! Er wird von einem Jungen geweckt, auf das nächtliche Leuchten des Himmels und die unerklärliche, seltsame Musik aufmerksam gemacht.
Ein umständliches Hin und Her beginnt; auch die anwesenden Frauen können sich die wundersamen Erscheinungen nicht erklären. So kommt es, dass die Hirten sich aufmachen, um das Geheimnis zu erforschen. Der Aufbruch zieht sich ein wenig in die Länge, denn die Namen werden aufgerufen, die mitzunehmenden Instrumente verteilt. (Man weiß ja nie, wozu das gut sein könnte!?)
Und so gelangen sie endlich nach Bethlehem und können das Wunder, die Geburt Christi gebührend bestaunen. (Und das ist doch eine tolle Gelegenheit zu musizieren!) Aber die Hirten müssen wieder zu ihren Schafen. Nach Lobsingen, Grüßen, ausführlichen Kniebeugen und Bitten um Gnade und Vergebung ihrer kleinen Sünden, macht sich die Schar wieder auf den Rückweg.
Könnten wir Zuhörer den tschechischen Text verstehen, so - versicherte uns der Referent Herr Irgang glaubhaft – hörten wir das vielstimmige treuherzige Versprechen: wir kommen wieder. (Diese Aussage ist der deutschen Übersetzung zum Opfer gefallen.)
Na, wird manch einer jetzt glauben, das ist doch alles nichts Besonderes, das gehört doch zur Weihnachtsgeschichte sowieso dazu. Doch, es ist besonders, was Jakub Jan Ryba bereits 1796 in seiner böhmischen Heimat schuf. (Er war ein Zeitgenosse und Bewunderer Mozarts.) Das Gerüst der Komposition ist die klassische 9teilige Gliederung einer Messe: Kyrie, Gloria….Communio. Die Geschichte wird aus der Sicht der Hirten erzählt.
Vielleicht kommt Ihnen wie mir beim Zuhören das Bild Breughelscher Figuren vor Augen: bedächtige, gläubige, gutwillige einfache Menschen, die sich verwundert die Augen reiben, dann eine Weile benötigen, bis sie etwas unternehmen.
J. J. Ryba hat ein Werk geschaffen, das trotz zwischenzeitlicher religiöser Ignoranz immer noch ein wichtiges Symbol tschechischer Weihnacht ist. In Prag trifft man sich heute noch – das bestätigten mir tschechische Mitglieder der Aka – kurz vor dem Heiligen Abend auf der Kampa-Insel, um dort diese volkstümliche Messe im Freien zu singen und zu musizieren.
J. J. Ryba wurde 1765 in Přeštice geboren. Schlechte wirtschaftliche Verhältnisse machten ihm und seiner Familie sein ganzes Leben lang zu schaffen. 1815 nahm er sich das Leben.
mika