Dieser tolle alte Film wurde bei der Aka am 20. Januar gezeigt.

Carl Zuckmayer (1896 – 1977) führte ein unruhiges Leben. Zum einen war er stets auf der Suche nach Anerkennung seines schriftstellerischen Werkes: Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke, zum anderen war er durch die politischen Verhältnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezwungen, seinen Wohnsitz häufig zu wechseln. Er blieb jedoch immer seiner Heimat, Rheinhessen, verbunden.

Ein kleiner Hinweis findet sich meistens. Sogar in seinem bedeutendsten Stück „Des Teufels General“, das in Berlin während des 2. Weltkrieges spielt, tröstet General Harras den „kleinen Hartmann“, indem er diesem die Großartigkeit seiner rheinischen Heimat als Schmelztiegel der Völker und Kulturen preist. Andere bekannte Werke sind: „Der Hauptmann von Köpenick“, „Katharina Knie“, „Der Schinderhannes“ usw.

„Der fröhliche Weinberg“ ist ein Lustspiel, dessen Uraufführung am 22.12.1925 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm stattfand, nachdem es zuvor von sämtlichen Berliner Bühnen abgelehnt worden war. Danach wurde es zu einem durchschlagenden Erfolg, d.h., in den 20er Jahren war es das meistgespielte Theaterstück und führte zu Zuckmayers literarischem Durchbruch.

Die starke Beachtung resultierte einerseits aus der Anerkennung der ungebärdigen, gefühls- und ausdrucksstarken Sprache, die die Charakterisierung der Personen unterschiedlichen Standes verstärkt, der Schlagfertigkeit und dem Witz der Typen. Für die Liebhaber deftiger Kraftausdrücke und grober Anzüglichkeiten ist in jeder Hinsicht gesorgt, auch mit den vielen, noch heute bekannten, von Zuckmayer selbst komponierten Liedern.

Andererseits erregte das Stück heftigen Protest. Man entdeckte ein Puzzle aus Versatzstücken voller Vorurteile, die literarische Besprechungen gemeinhin als „gesellschaftskritische“ Darstellungen bezeichnen: Die karikaturhaften Spitzen richten sich gegen Provinzbürger, Kriegsveteranen, die Kirche, die deutschnationale Presse, arrogante Corpsstudenten, allgemein gegen hohlköpfige konservative Typen – und – natürlich gegen Juden, auch wenn diese durch den großartigen Robert Stromberger durchaus sympathisch wirken und sein Freund sogar eine Christin heiraten kann.

Über allem steht die Personifikation des Großbürgertums, der Weingutsbesitzer Jean Baptist Gunderloch (Günther Strack), unter dessen Dominanz das Wohl und Wehe aller Beteiligten steht. Gunderloch will sich auf ein gemütliches, komfortables Altenteil zurückziehen, nicht ohne seine Tochter Klärchen wohl versorgt zu wissen. Wichtiger als ihr persönliches Glück ist der männliche!!! Erbe, den sie mit dem albernen Ex-Corpsstudent vorehelich (sicher ist sicher!) produzieren soll. Durch die raffinierte Verkaufsstrategie seines Besitzes soll Klärchen reich und unabhängig werden – und nur das interessiert den Zukünftigen Knuzius. Frei von Raffgier ist der arme Schiffer Jochen Most, der Klärchen liebt, sich aber durch lästerliche Bemerkungen bezüglich einer Verlobung verunsichern lässt. Seine clevere Schwester Annemarie erkennt die Schwächen der Beteiligten und bringt gewitzt alles ins Lot: Klärchen kriegt Jochen, Knuzius (geläutert durch eine Nacht auf dem Misthaufen) bekommt die Wirtstochter Babettchen, Fräulein Stenz erwidert die Zuneigung des jungen Juden. Annemarie selbst überzeugt den gewichtigen Gunderloch von ihren körperlichen und geistigen Reizen.

Das ist doch was! – und tröstet darüber hinweg, dass einigen Zuschauern das Lachen manchmal doch nicht ganz so leicht fällt.

mika