Aka im Gespräch: Ahmed Milad Karimi kam als illegaler Flüchtling nach Deutschland und ist heute Professor
Welch ein Schicksal! Vor 22 Jahren flüchtete der damals 13 Jahre alte Ahmed Milad Karimi mit seinen Eltern und der kleinen Schwester aus Afghanistan. Ihr Ziel war Deutschland, das Land, in dem Karimis Vater studiert und von dem er seinem jungen Sohn immer vorgeschwärmt hatte.
Aber als die Familie nach abenteuerlichen Umwegen über Neu-Delhi, Moskau und Kasachstan endlich deutschem Boden betreten konnte, erwartete sie ein eintöniges Leben im Containerlager in Darmstadt. An jede Einzelheit kann sich der inzwischen 36 Jahre alte Dr. Ahmed Milad Karimi noch erinnern. Heute lehrt er als Professor Islamische Philosophie an der Universität in Münster/Westfalen, hat 2009 den Koran ins Deutsche übersetzt und ist – gerade in der heutigen Zeit - ein begehrter Interviewgast der Medien. Trotz seines engen Terminplans war er aber gern bereit, auf Einladung der Akademie 55plus nach Darmstadt zu kommen. Im Literaturhaus las er aus seinem autobiografisch geprägten Buch vor und feierte ein Wiedersehen mit ehemaligen Lehrerinnen – zu denen auch Aka-Gründerin Heidrun Bleeck gehört – und Lehrern.
Das Interesse an dieser Aka-Vortragsveranstaltung war groß. Wie hat es dieser Migrant und bekennende Muslim geschafft, alle Hürden der Integration zu überwinden? Wie kommt es, dass der Junge, dessen erster deutscher Satz „ich bitte um Asyl“ lautete, heute auf höchster wissenschaftlicher Ebene mitdiskutieren kann?
Mit federleichter Ironie beschrieb Karimi den ernüchternden Neustart in Deutschland und machte Verfehlungen der deutschen Asylpolitik bewusst, ohne sie direkt zu kritisieren. Der Vater, der in Kabul Deutschlehrer und Rektor gewesen war, und die Mutter, die den Beruf einer Zahnärztin ausgeübt hatte, durften beide nicht arbeiten. Zweimal wurde ihr Asylantrag abgelehnt. Dreizehn Monate lang hatte der wissbegierige Milad („ich bin ein Streber“) keine Schule mehr von innen gesehen.
Doch dann geschah ein kleines Wunder: Der Junge, der damals noch kein Wort Deutsch sprach, wurde in eine Klasse der Thomas-Mann-Schule eingeladen, durfte dort Weihnachtssterne ausschneiden und auf dem Schulhof mit den Jungs Fußball spielen. Die Lehrerinnen Ute Sucker und Heidrun Bleeck erkannten schnell, welches Potenzial in ihm steckt. Er fand weitere Förderer in der Wilhelm-Leuschner-Schule und später auch in der Bert-Brecht-Schule, in der er Abitur machte und in der seine Begeisterung für die Philosophie geweckt wurde.
In seinem Vortrag brachte Ahmed Milad Karimi seine Dankbarkeit für seine pädagogischen Wegbegleiter zum Ausdruck. „Aus mir wäre niemals ein Professor geworden, wenn sie nicht mehr in mir gesehen hätten als den Flüchtlingsjungen.“
Beeindruckt von dieser Lesung und dem ebenso klugen wie sympathischen Professor, wollten viele Zuhörer sein Buch sofort nach der Veranstaltung kaufen. Es heißt: „Osama bin Laden schläft bei den Fischen. Warum ich gerne Muslim bin und wieso Marlon Brando viel damit zu tun hat.“
Text: Petra Neumann-Prystaj / Foto: Gerald Block
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Wir bitten um eine Spende für unser Projekt
"Aka hilft Flüchtlingen in Darmstadt" - Projektleiterin Heidrun Bleeck
Unser Gast, Professor Dr. Milad Karimi unterstützt diesen Spendenaufruf.
Was soll mit den Spendengeldern geschehen? In welchen Projekten wollen Mitglieder der Aka ehrenamtlich mitarbeiten?
- Flüchtlingsunterkunft Schiebelhuthweg: Betreuung von Familien. Freizeitangebote für Kinder und Eltern
- Erstaunahmeeinrichtung Staudinger Straße: Kleiderkammer, Sport, Spiele
- Lernhelfer: Künftige Studenten (Flüchtlinge), die an der TU Darmstadt zunächst Deutsch lernen.
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Akademie 55plus Darmstadt e.V.
Stichwort "Aka hilft Flüchtlingen"
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