Es leben sicher nicht mehr viele Menschen in unserem Land, die von sich sagen können, sie seien „echte Südwester“, die enge Verwandte haben, die „Windhuker“ sind.
Aber es gibt mehr und mehr Reise-Genießer, die sich 10 Stunden ins Flugzeug setzen, eine Nacht schlafarm und erwartungsvoll von Deutschland nach Namibia, wie das ehemalige Deutsch-Südwest-Afrika heute heißt, fliegen.

In der Republik Namibia - Semipräsidiale Demokratie, Fläche 824116 km², 2113007 Einwohner (2,56 E/km²) - erwarten sie vielleicht Nachfahren ihrer Verwandten aus der „guten (?) alten Zeit“ als die Independence-Road noch Kaiser-Wilhelm-Straße hieß, als evangelische Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten noch für 300/400/500 Kilometer entfernt Wohnende in der Christuskirche stattfanden, die auf einem Hügel neben dem „Tintenpalast“ (Regierungsgebäude ) über die modern gewordene Stadt hinweg sieht.

Es kommen Menschen hier an, die sich von verlockenden Prospekten oder begeisterten Berichten anderer Reisenden haben verführen lassen. Eines erwartet sie alle: Ein wahrhaft faszinierendes, bezauberndes Land für Liebhaber großer Weiten, karger, aber beeindruckender Wüsten- oder Gesteinsformationen, exotischer Tiere und auch wichtig – wunderschöner Lodges.

Gut für Nicht-Fremdsprachler ist, dass sie sich meistens auf Deutsch verständigen können. So lacht sie im Andenkenladen eine freundliche schwarze Verkäuferin an: „Sprechen sie ruhig Deutsch!“

Soooo lange ist das mit dem Kaiser Wilhelm offenbar doch noch nicht her!

Namibia ist ein wirklich afrikanisches Land, wo man als Mitteleuropäer zu bestimmten Zeiten tüchtig schwitzt, aber so gut wie nie friert, wo man sich nicht mehr als in Darmstadt auf dem Luisenplatz vor Langfingern in Acht nehmen muss, wo ein gutes Gesundheitssystem auch mal einen körperlichen Schaden behandeln kann, wo Sie – außer im Caprivi-Zipfel – sich nicht mit Resochine oder Lariam vollstopfen müssen. Den Malariamücken ist es nämlich viel zu trocken. Allerdings leiden auch Mensch und Vieh unter dem häufigen Regenmangel.

Das südliche, westliche Gebiet Afrikas ist schon seit Tausenden von Jahren von einheimischen Stämmen besiedelt, davon zeugen Felsgravuren und – malereien. Zum Glück ignorierten vorbeifahrende oder an den unwirtlichen Küsten gestrandete Seefahrer diese Region.

Erst 1884 erwarb ein Kaufmann Lüderitz ein Stück Land, gründete die gleichnamige Stadt und trug somit zur Entwicklung einer deutschen Kolonie bei.

Neben einigen Bodenschätzen waren es Unmengen von Diamanten, eimerweise aus dem Wüstensand geschaufelt, die die moderne, nicht immer rühmliche Geschichte der Kolonie Deutsch-Südwest prägte. (Herero-Aufstände)

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Land zwischen Großbritannien und Südafrika RSA hin und her geschoben, bis am 21.3.1990 endlich die Unabhängigkeit erreicht war.

Zufällig landete ich, Marika Dietrich, genau an diesem Tag morgens in Windhuk, stieg als Erste aus, betrat somit als erste Ausländerin den Boden des gerade unabhängig gewordenen Namibia. Aber NIEMAND nahm davon Notiz, nicht einmal mein Cousin, ein echter Südwester.

Der Referent, Helmut Linke, führte die Zuschauer über die wenigen Teerstraßen und unbefestigten „Pads“ zunächst nach Süden, dann zu den nördlich liegenden Sehenswürdigkeiten( wenn man davon absieht, dass das ganze Land eine Sehenswürdigkeit ist!)

Folgen Sie mit dem Finger auf der Landkarte den Routen und träumen Sie von Ihrer nächsten Reise.

Mika Dietrich