Die Zuhörer drängelten sich im Vortragssaal des Justus Liebig Hauses. Und obwohl der Hausmeister zusätzliche Stühle heranschaffte, fand nicht jeder einen Sitzplatz. So groß war das Interesse an der Podiumsdiskussion zum Thema „Leben im Alter“, zu der die Aka 55plus eingeladen hatte.
Heidrun Bleek und Petra Neumann-Prystaj moderierten das Gespräch mit Stadträtin Barbara Akdeniz, Professor Bernhard Meyer (Evangelische Hochschule), Axel Albrecht (WoQuaz in Weiterstadt) und Günter Schmitzer (Bauverein AG).
Zuvor hatte eine Arbeitsgruppe der Aka sich über einen längeren Zeitraum hinweg über mögliche Wohnformen für Ältere informiert, Seniorenheime und alternative Wohnformen besucht und Seniorinnen und Senioren nach ihren Vorstellungen über altersgerechtes Wohnen und Leben befragt. Selbständig in der eigenen Wohnung alt zu werden wünschten sich die meisten. Gesunde Verpflegung, kulturelles Angebot und städtische Infrastruktur wird ebenfalls als wichtig befunden. Bevormundung und Unterbringung in einem Zweibettzimmer waren die größten Befürchtungen.
Alternative Wohnangebote wie WoQuaz in Weiterstadt oder Gingko in Langen, die ganz an den Bedürfnissen älterer Menschen in Bezug auf Zusammenleben in Phasen von Selbständigkeit bis Pflegebedürftigkeit ausgerichtet sind, wurden sehr gelobt, sind für die Bezieher einer durchschnittlichen Rente jedoch zu teuer. Zu hoch auch oft die Kosten für das Seniorenheim, das den Vorstellungen von Lebensqualität entspricht.
Für erschwinglichen Wohnraum in Darmstadt ist die Bauverein AG zuständig. Ziel sei es, dass ältere Mieter so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können, so Günter Schmitzler. 654 barrierefreie Wohnungen stehen momentan Senioren für eigenständiges Wohnen zur Verfügung - ohne technische Assistenzsysteme wie sie z.B. WoQuaz bietet. Notrufarmband, Patenanrufe und diverse Serviceangebote werden jedoch über die Servicezentrale SOPHIA (Soziale Personenbetreuung – Hilfe im Alltag) angeboten.
Stadträtin Barbara Akdeniz betonte, dass es ein Anliegen ihres Dezernates sei, Unterstützungssysteme in den Wohnquartieren zu fördern, damit die Menschen so lange, wie sie es wünschen, in ihrer eigenen Wohnung leben können. „Hiergeblieben e.V.“ in Kranichstein sei beispielsweise ein solches Nachbarschaftshilfekonzept. Mit Unterstützung der Stadt werde versucht, Solidarsysteme von unten her wieder aufzubauen, die das Miteinander im Stadtteil für alle ermöglichen.
Die Stadt fördere auch eine Reihe alternativer Wohnprojekte und sei aufgeschlossen für Ideen, wie sie z.B. in den Stadtteilforen diskutiert würden.
Für die Zukunft wünscht sich Professor Bernhard Meyer die „besitzbare Stadt“, in der der der öffentliche Raum so gestaltet ist, dass er den Menschen die Teilnahme ermöglicht: älteren Menschen z.B. mit Bänken zum Ausruhen und gut begehbaren Wegen.
Margret Wendling
> Lesen Sie dazu auch den ausführlichen Artikel im Darmstädter Echo