Wir Menschen lebten noch in der Steinzeit, hätten unsere Vorfahren nicht die Zahlen erfunden und ihre Besonderheiten entdeckt und erforscht. Der Stoff, der Mathematik-Schüler gerne nervt, ist die Basis von (fast) allem, was uns umgibt: Natur, Technik, Musik, Wissenschaft etc. - eine wahre, wahrlich bunte Welt für sich.
Werner Nüsseler führte uns in gewohnt gekonnter Weise in diesen Zahlen-Kosmos ein.
Die ganzen und gebrochenen (rationalen) Zahlen sind ja für jeden lebensnotwendig und bekannt, bei irrationalen, transzendenten Zahl wie das Pi (=3,141…) kann der laienhafte Verstand ins Wanken geraten. Umso faszinierender ist es, wo diese Kreiszahl überall vorkommt: neben der Geometrie und Physik z.B. auch in der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ganze Mathematiker-Heere haben per Hand und dann Computer versucht, die Nachkommastellen bis auf die milliardste Stelle genau auszurechnen.
Die (wichtige) Eulersche Zahl e und die imaginären Zahlen lassen wir hier mal mit Absicht beiseite. Angenehmer und berührender ist es, zu erkennen, dass die uns gewohnten Ton-Abstände in der Musik auf einfachen Zahlverhältnissen beruhen. Und erst recht der „goldene Schnitt“: diese besondere Teilung eines Ganzen in 2 ungleiche Teile ist in der Antike entdeckt worden und gilt bis heute als das ästhetische Grundmuster. Bildhauer Maler, Architekten, aber auch die Natur haben sich ihrer verschrieben. - und wir Betrachter fühlen uns wohl. Die wohl bekannteste optische Darstellung des goldenen Schnittes sind die Proportionen des „vitruvianischen Menschen“ von L. da Vinci. Goldener Winkel und goldene Spirale muss man nicht kennen, aber sie gibt es auch und sie sind genau definiert.
Bekannte Mathematiker haben sich mit ihren Forschungen über Zahlen-Gesetzmäßigkeiten quasi verewigt: Pythagoras, Platon, Pascal, Fibonacci u.v.a. Der letztgenannte hat im 13. Jahrhundert als erster herausgefunden, dass die Zahlenreihe 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, usw. ebenfalls in der Natur eine wichtige Rolle spielt. Die sog. Fibonacci-Folge bildet sich, wenn jede neue Zahl durch Addition der beiden vorangegangenen errechnet wird. Es bringt zum Staunen, wenn man erfährt, dass diese Zahlenfolge in der Natur eine Rolle spielt: bei der Fortpflanzungsregel, bei der Häufigkeit der Blütenblätteranzahl usw. Und wir selbst halten offenbar ganz emotional etwas für schön, wenn es diesen oben genannten Gesetzen unterliegt.
Am meisten verblüfft das Pentagramm, der fünfzackige Stern, der durch die Verbindung aller Eckpunkte eines regelmäßigen Fünfecks entsteht. Die vielfältigen Gesetzmäßigkeiten, die die Linien des Sterns widerspiegeln (unter anderem auch „goldene Schnitte“), verschafften dem Pentagramm hohes Ansehen in mystischen, esoterischen und okkulten Kreisen.
So bleibt als Konsequenz des Vortrags nur der Satz, den Nüsseler zum Eingang seines Vortrags zitierte: „Es ist unmöglich, die Schönheiten der Naturgesetze angemessen zu vermitteln, wenn jemand die Mathematik nicht versteht. Ich bedaure das, aber es ist wohl so.“ (Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman)
Klaus-Peter Reis