stadtbibliothek bpfefferWie sich die Zeiten ändern!

Im Jahr 1879 eröffnete der Darmstädter Volksbildungsverein eine „Volksbibliothek verbunden mit Lesezimmer“. Jugendliche hatten erst nach Abschluss ihrer Schulpflicht Zugang. Nur etwa 30% der Nutzer waren Frauen.

Dem einfachen Volk sollten Bücher zur Erbauung und Bildung bereitgestellt werden, um es von unnützem und schädlichem Zeitvertreib wie Alkoholgenuss und „Straßensteherei“ abzuhalten.

Von der Schalterbibliothek, bei der die Bibliothekare den Wartenden ihm passend erscheinende Bücher zuteilte, wandelte sich die Ausleihe im Laufe der Jahre zur Thekenbibliothek, wo immer noch der (inzwischen städtische) Angestellte den Lesestoff zuteilte. Diese Systeme vereinfachten die Möglichkeit, auf die Leser Einfluss zu nehmen:

Vor 1914 pries man kriegsverherrlichende Literatur an, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten stellten auch Darmstädter Bibliothekare in vorauseilendem Gehorsam Listen der zu entfernenden Bücher zusammen, bevor die entsprechende Verordnung überhaupt erlassen war.

Wie sich die Zeiten ändern!

1964 eröffnete man die neuartige Freihandbibliothek im Justus – Liebig – Haus.

Heute schlendern schon Kleinkinder mit ihren Eltern, Großeltern, Heranwachsende, Studenten, Hausfrauen, Berufstätige, Rentner zwischen den langen, übersichtlich beschrifteten Regalen herum, um in den verschiedenen Sachbereichen zu stöbern oder gezielt zu suchen. Dabei helfen moderne Medien und liebenswürdige Mitarbeiter, wenn es mit der modernen Technik nicht so klappen sollte.

Es ist nicht immer das dringend gesuchte Exemplar, mit dem viele Benutzer in Leseräumen, auf der Couch unter einer Treppe oder neben dem Kaffeeautomaten „hängen bleiben“. Zu groß ist die Versuchung, „seinen Horizont zu erweitern“ und dies und das auch noch durchzublättern oder mit nachhause zu nehmen.

So findet jeder seine CD, DVD, CD-ROM, Hörbücher, Zeitungen, Zeitschriften und sogar Gesellschaftsspiele. In speziellen Lernräumen stehen manchmal auch Internetplätze zur Verfügung.

Ausleihe und Rückgabe sind gut organisiert, und auch hier sind menschlich Helfer zur Stelle.

Neuanschaffungen, die ein Gremium beschließt, richten sich nach dem Bedarf der Interessenten, dem Angebot, das besonders gefördert werden soll, ( zurzeit z.B. Literatur, die dem Zuzug von ausländischen , fremdsprachigen Menschen entspricht), und natürlich auch dem Etat, den die Stadt Darmstadt als Eigentümerin genehmigen kann. (Und das ist natürlich nie genug!)

Viele Zusatzangebote wie Vorträge, Vorlesestunden für die kleinsten Bücherwürmer finden am Wochenende in der Hauptstelle im J-L-Haus statt.

Leider wurden einige Stadtteil – Dependancen verkleinert oder geschlossen. Dafür werden Bibliotheksbusse herumgeschickt, um keiner Leseratte das Lesefutter vorzuenthalten.

Die Akademie dankt Frau Johne für ihren Vortrag.

Mika Dietrich / Foto:Bernd Pfeffer