Hinkelsturm Darmstadt CC0 1Der Hinkelsturm steht, eng eingefasst von gut erhaltenen Teilen der alten Stadtmauer, zwischen dem heutigen Justus-Liebig-Haus und dem Jugendstilbad an der Lindenhofstraße.

Die zweite Etage wird von dem Modell der Altstadt Darmstadts von 1930 fast ausgefüllt, das Christian Häussler kunstvoll im Maßstab 1:160 erschaffen hat. Nach den Fliegerangriffen 1943 und 1944 war die Altstadt quasi ausgelöscht.

Lediglich die Stadtkirche, die Goldene Krone und die Bockshaut, die auch die westliche Grenze der Altstadt markierten, dienen der Orientierung heutiger Interessierten. Der alte Marktplatz, auf dem Folterungen und Hinrichtungen stattfanden, wurde auf seine heutige Form vergrößert. 

Durch eine neue Straßenführung mit der Achse Landgraf- Georg-Straße erhielt das Gebiet der Altstadt nach dem Krieg eine offene, moderne Struktur und das ehemalige Stadtviertel   besteht nur noch in der Erinnerung. Schon mit Beginn des 20. Jh. war die Altstadt zu einem schwer sanierbaren Armenviertel Darmstadts geworden. Die Straßenbezeichnung und der (Park-)Platz ‚Am kleinen Woog’ sowie einige Grabsteine in der Anlage am Kapellplatz erinnern als letzte Zeugen an die frühere Zeit. Die Bebauung bestand zum größten Teil aus einfachen Holz- und Fachwerkhäusern. Es war wenig Erfreuliches, was die Gaslaternen abends anleuchteten. Ab etwas 1850 wohnten in den 3 bis 4 Meter breiten Straßen, ob Ochsen-, Hinkel-, Kaplanei- oder Langgasse die sozial schwachen Familien mit vielen Kindern zwischen dem mittlerweile zugeschütteten, verdreckten Darmbach und einigen urigen Kneipen. Es gab damals in der Stadt 30 Brauereien und in der Hinkelgasse ein Amüsierhaus mit fragwürdigem Ruf. Wer es sich leisten konnte, zog in eines der neuen Stadtviertel.

Um das Milieu der Altstadt ranken viele Anekdoten und Geschichten teilweise von namhaften Autoren. Die Herausgeber Fritz Deppert und Karl-Eugen Schlapp haben in dem Band “Darmstädter Geschichte(n)“ einen Teil davon gesammelt und 1980 vorgelegt. Ekkehard Wiest, der Schatzmeister des Freundeskreises Altstadtmuseum Hinkelsturm ist sowohl als Mäzen und Spendensammler, wie durch seine wissenschaftlichen Beiträgen für die Qualität des Museum verantwortlich. Die Historikerin Marianne Wahnrau teilt ihr Engagement zwischen dem Verein Papiertheater-Sammlung Walter Röhler und dem Altstadtmuseum. Mit Leidenschaft dient sie der Pflege und Unterhaltung beider Einrichtungen und gibt ihr enormes Wissen immer wieder gern im Rahmen der Aka weiter.

siehe auch: http://altstadtmuseum-darmstadt.de/

Walter Schwebel